GDT Naturfotograf des Jahres 2025

GDT Naturfotograf des Jahres 2025

Gesamtsieger und 1. Platz: Konrad Wothe (DE) | Wasseramsel fliegt durch Wasserfall | Dipper flying through waterfall

Gesamtsieger:
Konrad Wothe
Wasseramsel fliegt durch Wasserfall

Es ist schon mehr als zwei Jahrzehnte her, dass ich zum ersten Mal eine Wasseramsel dabei beobachten konnte, wie sie durch einen Wasserfall fliegt. Gut geschützt hinter dem dichten Wasservorhang hatte sie ihr Nest gebaut. Natürlich hätte ich damals gerne ein Foto davon gemacht, aber mit meinen damaligen Möglichkeiten der analogen Fototechnik war es mir nicht möglich, diesen spektakulären, nur den Bruchteil einer Sekunde dauernden Augenblick in einem scharfen Foto festzuhalten.

Erst vor zwei Jahren hatte ich das Glück, wieder eine Wasseramsel zu finden, die ihr Nest hinter einem Wasserfall gebaut hatte und tatsächlich auch oft durch den Wasservorhang flog, obwohl sie ja auch die Möglichkeit hatte, von der Seite her zu ihrem Nest zu gelangen, die sie auch immer wieder nutzte. Jetzt erst, mit der neuen digitalen Technik und meinen superschnellen Kameras, schien es mir möglich zu sein, dieses Verhalten im Bild festzuhalten. Dennoch war die Herausforderung groß, denn weder konnte ich vorhersehen, wann die Wasseramsel vom Nest kommend durch den Wasserfall durchtauchen würde, noch konnte ich die genaue Stelle bestimmen, wo der Vogel erscheinen würde. Die Wasseramsel nahm leider nicht immer genau dieselbe Route. Mit der neuen Funktion der sogenannten Pre-Burst-Aufnahmen bei schnellster Bildfolge war es nicht schwer, den Vogel zu erwischen, aber den richtigen Schärfepunkt bei passendem Bildausschnitt zu treffen, erforderte viele tausend Auslösungen. Darüber hinaus war auch die Flügelstellung nicht immer vorteilhaft. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich zur Wasseramsel gefahren bin, bis ich mit den Ergebnissen einigermaßen zufrieden war. Und ich werde immer wieder einmal dort vorbeischauen, denn die Wasseramsel gehört zu meinen absoluten Lieblingsvögeln.




Über Konrad Wothe

Das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit, die Neugier und der Entdeckergeist, die Ursehnsucht, mit der Natur zu verschmelzen, weit ab vom hektischen Treiben, nah dran am Puls des Lebens. Das ist es, was Konrad Wothe immer wieder hinauszieht in die Wälder vor seiner Haustüre oder in die Weiten ferner Länder, was er empfindet und erlebt. Und das vermitteln auch seine Bilder und Geschichten, die das Publikum verzaubern und in eine andere Welt entführen.
Konrad Wothe, Jahrgang 1952, fotografiert seit seinem achten Lebensjahr. Nach dem Abitur arbeitet er als Kameramann für Heinz Sielmann. Im Anschluss studiert er Biologie und produziert zusammen mit seinem Studienkollegen Michael Herzog Tierfilme für das ZDF. So arbeitet er nun seit über vierzig Jahren als freier Naturfotograf und Tierfilmer. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet.
Die Liebe zur Natur führt ihn an die schönsten Plätze der Erde zwischen Arktis und Antarktis. Bis heute konzentriert sich Konrad Wothe ganz auf die Themen Natur und Tiere mit dem Ziel, deren Schönheit und Wunder möglichst vielen Menschen nahezubringen. Aber es ist ihm auch ein großes Anliegen, mit seiner Arbeit das Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt zu schärfen. Mit großartigen, unvergesslichen Multivisionsshows lässt er das Publikum an seinen eindrucksvollsten und spannendsten Naturerlebnissen teilhaben.

Konrad Wothe
In den letzten 20 Jahren widmet er sich intensiv dem Thema Regenwald, mit Expeditionen nach Mittel- und Südamerika, Afrika, Madagaskar, Indien, Südost-Asien, Neuguinea und Australien.
Einen Querschnitt dieser Arbeit und seiner Dschungelabenteuer präsentiert er in seiner Multivisionsshow Faszination Regenwald.
Konrad Wothe ist Mitglied der Gesellschaft für Naturfotografie e.V. (GDT) und der Gesellschaft für Bild und Vortrag e.V. (GBV).

Kategorie 1: Vögel

Kategorie 2: Säugetiere

Kategorie 3: Andere Tiere

Kategorie 4: Pflanzen und Pilze

Kategorie 5: Landschaften

Kategorie 6: Atelier Natur

Sonderkategorie: Schaurig-schön - Deutschlands Moorlandschaften



Geleitwort des Schirmherrn für die Sonderkategorie - Prof. em Dr. Michael Succow

Es ist für mich eine Freude und auch Ehre, Schirmherr dieses so herausgehobenen Wettbewerbs zu sein! Vor genau 40 Jahren, im Frühjahr 1985, schrieb ich im Vorwort zu meinem Buch „Moore in der Landschaft“ folgenden Satz: „Wohl jeder, der beginnt, sich mit der heimatlichen Natur zu beschäftigen und dabei noch lebenden, wachsenden Mooren begegnet, wird von dem Zauber dieses Lebensraums berührt und immer wieder aufs Neue angezogen. Gehören doch die Moore in Mitteleuropa zu den letzten naturnahen Lebensräumen überhaupt.“ Das erlebten mit Sicherheit auch die Fotograf*innen der in dieser Wettbewerbskategorie eingereichten Bilder – sie zeigen eindrucksvoll die große Vielfalt der Moore, ihre Lebensfülle, aber auch die mystische Seite dieser Landschaften, die so viele Menschen fasziniert. Mich selbst begleitet die Begeisterung für Moore schon seit meinem Biologiestudium in den 1960er Jahren. Zunehmend wurde in den letzten Jahrzehnten aber leider klar: es ist in Deutschland von der einstigen Formen- und Lebensfülle der Moore nicht mehr viel übriggeblieben. Über 95% unserer Moore sind heute entwässert. Umso wichtiger ist es, über die besondere Rolle der Moore im Naturhaushalt aufzuklären und noch erhalten gebliebene Torfrestkörper generell wieder zu vernässen. Das wird uns heute in Anbetracht der anthropogen verursachten Klimakatastrophe erst richtig bewusst – denn lebende, wachsende Moore sind langfristig Kohlenstoffsenken und permanente Kohlenstoffspeicher, in Deutschland stellen sie mit 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sogar den größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher dar. Trockengelegte Moore stoßen dagegen CO2 aus, in Deutschland sind sie für über 7% der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zum Glück ist das Thema Moor in Deutschland inzwischen angekommen, zahlreiche Moorschutzprogramme sind in den moorreichen Bundesländern angelaufen, das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung setzt auf lebende Moore als CO2-Speicher und Lebensraum für eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt.

Die Begegnung von Natur und Fotografie kann dazu beitragen, noch mehr Menschen für Moore als einzigartige, schützenswerte Ökosysteme zu sensibilisieren. Die Wettbewerbsfotos der Gesellschaft für Naturfotografie thematisieren die Schönheit, Vielfalt und auch Verletzlichkeit unserer Erde und erreichen damit viele Menschen. Und es werden immer mehr, die hinschauen, verstehen, handeln wollen. Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir heute, jetzt tun!

In diesem Sinne wünsche ich dem Wettbewerb mit seiner nun schon langen Tradition, seiner über Deutschland hinaus ausstrahlenden Wirkung und Bedeutung eine gute Zukunft – und freue mich sehr über diese so wichtige Sonderkategorie, die die Moore in den Fokus rückt! Denn „Nasse Moore braucht das Land!“ – für Klima, Biodiversität, Hochwasserschutz und ganz einfach als wunderschöne Landschaften.

Prof. em. Dr. Michael Succow
Schirmherr
Preisträger Right Livelihood Award 1997, Stifter Michael Succow Stiftung



Porträt des Schirmherrn Prof. em Dr. Michael Succow

Michael Succow (c) Stefan Schwill

Michael Succow wurde als Kind einer Großbauernfamilie am 21. April 1941 im Osten Brandenburgs geboren. Auf dem Hof seiner Eltern hatte er die Schafe zu hüten und begann mit zwölf Jahren, seine Naturbeobachtungen aufzuschreiben. Während der Schulzeit entwickelte er eine tiefe Naturliebe und schloss Freundschaft mit den Pionieren des ostdeutschen Naturschutzes, den Kretschmanns in Bad Freienwalde. Es folgte ein Biologiestudium an der Universität Greifswald (1960–1965). Den Abschluss bildeten eine moorkundliche Diplomarbeit und die Heirat mit seiner Frau Ulla, einer Mikrobiologin des gleichen Studienjahres. Danach Anstellung als wissenschaftlicher Assistent am Botanischen Institut. Dissertation über „Genese und Vegetation vorpommerscher Flusstalmoore und ihre anthropogene Umwandlung“.

Im Zuge des „Prager Frühlings“ musste Michael Succow 1969 seine wissenschaftliche Tätigkeit aufgeben und sich bis 1973 als Standorterkunder im VE Meliorationskombinat Bad Freienwalde in der Produktion „bewähren“. Nebenher 1970 Abschluss der Dissertation und ab 1974 bis 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Von der Partei fast unbemerkt, verfasste er dort seine Habilitationsschrift zur „Landschaftsökologischen Kennzeichnung und Typisierung der Moore der DDR“. Eine Rückkehr an eine Universität wurde ihm mehrfach verwehrt.
In der Wendezeit (Januar 1990) wurde Michael Succow auf Drängen der Bürgerbewegung im neu strukturierten Umweltministerium zum Stellvertretenden Minister berufen, zuständig für Naturressourcenschutz und Landnutzungsplanung. Es gelang ihm, mit seinen ins Ministerium geholten Weggefährten unter anderem das sogenannte „Nationalparkprogramm“ zu initiieren. Im März 1990 wurden knapp 12% des DDR-Territoriums einstweilig durch den Ministerrat als Großschutzgebiete gesichert, die Hälfte davon wurde mit der Wiedervereinigung festgesetzt, als „Tafelsilber der Deutschen Einheit“. 

Michael Succow schied im Mai 1990 auf eigenen Wunsch aus dem Ministerium aus und erhielt kurzfristig eine Gast-Professur für „Angewandte Ökologie“ an der Technischen Universität West-Berlin. In dieser Zeit Zusammenführung der Naturschützer West- und Ostdeutschlands im neu gegründeten NABU (Naturschutzbund Deutschlands). Succow wurde dort Vizepräsident. Im Herbst 1992 Berufung zum Universitätsprofessor an den Lehrstuhl für Geobotanik und Landschaftsökologie und Direktor des Botanischen Institutes und Botanischen Gartens der Universität Greifswald, bis zu seiner Pensionierung 2006. Danach verstärkt Widmung der nationalen und internationalen Naturschutzarbeit seiner Stiftung, die er 1999 mit dem Preisgeld des ihm verliehenen Alternativen Nobelpreises gründete. Die Michael Succow Stiftung setzt Projekte auf vier Kontinenten um zu Klimaschutz, Schutzgebieten, zukunftsfähiger Landnutzung sowie zur Nachwuchsförderung und ist Partner im Greifswald Moor Centrum.

Mehr unter: www.succow-stiftung.de

Foto: Stefan Schwill

Preis der Jury

Levi Fitze - Preis der Jury Preis der Jury: Levi Fitze (DE) | Schnee-Strukturen

Danksagung

AC-Foto

Die GDT möchte sich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Firma AC-Foto für die großzügige und beständige Unterstützung in diesem Wettbewerb bedanken!


Jury 2025

Peter Lindel

Peter Lindel

Peter Lindel fotografiert seit seinem 14. Lebensjahr mit allem, was ihm in die Hände fällt. Die Begeisterung für Tiere wurde allerdings schon in der Kindheit angelegt: jeden Abend zwei Tiere aus dem Kinder-Kosmos, vorgelesen von seinem Vater – genauso analog wie die Fotografie damals. Ernsthafte Naturfotografie betreibt er seit etwa 20 Jahren, und sein Schwerpunkt liegt ganz klar auf den Säugetieren. Seine fotografische Arbeit - oder eher das Vergnügen - lässt sich örtlich am besten in „Dortmund“ und „woanders“ einteilen. Er selbst würde sich als klassischen Tierfotografen bezeichnen, sofern diese Kategorie heute überhaupt noch greift. Wenn das Ergebnis und das Erlebnis gleichermaßen befriedigen, dann war es für Peter ein naturfotografischer Tag, an den er sich gerne erinnert. Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Bildstile der vielen Naturfotografen*innen sind das, was es für ihn interessant macht, ihre Bilder zu betrachten und sicher nicht die Tatsache, dass sie vielleicht die gleichen Schwerpunkte haben, wie er selbst.
Zahlreiche seiner Bilder wurden in renommierten Fotowettbewerben ausgezeichnet, u.a. im Wettbewerb Wildlife Photographer of the Year. 2020 wurde er zum GDT-Naturfotografen des Jahres gewählt.

www.naturfolger.de

Melanie Arndt

Melanie Arndt

Melanie Arndt ist Diplom-Biologin und begann während des Studiums mit der Naturfotografie. Ihre Interessen reichen von Makro- bis Landschaftsfotografie, wobei sie hauptsächlich Eindrücke ihrer Reisen festhält. So führten sie ihre Projekte von Tasmanien bis auf die Falklandinseln, von Minusgraden in Islands Winter bis in die Hitze im Dschungel von Costa Rica. Sie arbeitet dabei teils dokumentarisch, um Tiere und Pflanzen in ihrem Ökosystem zu zeigen, aber auch abstrakt - im Versuch, ein Gefühl für den Moment zu transportieren.

www.MelanieArndt.de

Thomas Scheffel

Thomas Scheffel

Schon als Kind zog die Natur Thomas Scheffel magisch an. Seine Heimat Rheinhessen war die kleine Welt, die es zu entdecken gab. Seit seiner frühen Jugend entdeckte er die Fotografie als Medium, das Erlebte zu konservieren. Nun ist er seit über 30 Jahren auf diesem Weg und die Welt wurde immer größer. Nach vielen Reisen liegt sein fotografischer Schwerpunkt immer noch auf seinem direkten Umfeld. Die Faszination, Bekanntes neu zu sehen und in Bilder umzusetzen, treibt ihn immer wieder an. Die Naturfotografie wurde zur Leitlinie seines Lebens, wenn auch nicht beruflich. Mit einer persönlichen Sichtweise sollen seine Bilder den Betrachter begeistern und Zusammenhänge vermitteln. In der Natur unterwegs zu sein, ist für Thomas eine Möglichkeit, vieles besser zu verstehen. Das Bild bleibt für ihn zwar der große Antrieb, ist aber nicht mehr zwingend. Die Erkenntnis, dass „größer, schneller, weiter“ nicht sein Ziel ist, ist die Essenz aus seinem langen Weg in der Naturfotografie. Kreative Sichtweisen, besondere Momente und die einfache, klare Schönheit der Natur leiten seine Gestaltung.

www.scheffel-naturfoto.de