Jasper Doest | Projekt: Ein fragiles Refugium für Waldelefanten
Die Nahrungsknappheit in einer der letzten Hochburgen der afrikanischen Waldelefanten gibt Anlass zur Sorge, ob diese Art langfristig überleben kann .... mehr...
Mateusz Piesiak | Projekt: Das Sonnenblumen-Paradies
Ein Sonnenblumenfeld konnte wegen des hohen Wasserstandes nicht abgeerntet werden - ein finanzieller Verlust für den Landwirt, ein wahres Paradies für überwinternde Vögel... mehr...
Die Jury, bestehend aus Britta Jaschinski (DE), Marijn Heuts (NL), Karsten Mosebach (DE), Anders Geidemark (SE) und Mark Littlejohn (GB-SCT) sowie Gisela Pölking und Stefanie Tecklenborg (beide DE), traf sich live in Potsdam.
Britta Jaschinski:
Auszeichnungen wie der Fritz Pölking Preis tragen dazu bei, Geschichten zu beleuchten, die ansonsten nicht erzählt werden würden. Ganz gleich, ob Fotografen die Auswirkungen des Menschen auf den Planeten aufzeigen oder die Schönheit der Natur hervorheben wollen – dieser Preis ist eine hervorragende Gelegenheit, eine Geschichte oder ein Portfolio einzureichen, um das Interesse einer großen Öffentlichkeit für ein besonderes Thema zu wecken und die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Art zu lenken.
Der diesjährige Gewinner des Fritz Pölking Preises in der Kategorie Erwachsene, Jasper Doest, sagt: „Ich versuche, mit der Fotografie eine Brücke zwischen der natürlichen Welt und uns Menschen zu schlagen.“ In einer Gesellschaft, in der Selfies von Influencern, Fake News und Künstliche Intelligenz die Realität verzerren und überschatten, ist es wichtig, dass Fotografen aufgefordert werden, sich zu Wort zu melden, um uns zu sagen, wie es tatsächlich ist.
Die Aufgabe der Jury ist es, herausragende Fotos zu finden – Bilder, die eine Geschichte erzählen, die berühren. Das war nicht einfach. Wir haben uns hervorragende Bildstrecken von Fotografen angesehen, die sich sehr viel Mühe gegeben und unglaublich hart gearbeitet haben, oft unterbezahlt (oder gar nicht bezahlt), die manchmal überarbeitet oder sogar traumatisiert waren von dem, was sie erlebt haben. Wie konnten wir also gerecht sein, und wie konnten wir uns untereinander einigen? Nun, es waren Debatten, bei denen die Emotionen manchmal zwar hochkochten, die aber vor allem geprägt waren von gegenseitigem Zuhören, Respekt und der Bereitschaft, voneinander zu lernen. Wenn ich das sagen darf: Es war ein Vergnügen, mit dieser Jury zu arbeiten, denn wir alle hatten verstanden, dass die Auswahl der Gewinner eine Entscheidung ist, die wir nicht leichtfertig treffen dürfen. In der Jury eines so wichtigen Preises zu sitzen, ist ein intensiver Prozess.
Da wir wissen, wie hart das GDT-Team für diesen Wettbewerb arbeitet, können wir darauf vertrauen, dass die Ergebnisse, die wir sehen, nicht manipuliert sind. Leider gibt es immer noch Fotografen, die Bilder einreichen, die verändert wurden, aber sie kommen damit dank der strengen Kontrollen nicht durch. Es gibt sicherlich einen Platz für retuschierte Bilder und für künstliche Intelligenz, aber sie wird die Fotografie niemals ersetzen und hat ganz sicher keinen Platz beim Fritz Pölking Preis.
Manche Leute mögen sagen, dass es einfach ist, Fotos zu machen. Mag sein! Aber es ist schwer, Bilder zu machen, die von Bedeutung sind. Nur wenige Fotografen beherrschen diese visuelle Poesie – sie vermögen es, ein Gefühl, eine Atmosphäre, eine Botschaft einzufangen, die sich nicht in Worte fassen lässt. Die Macht der Fotografie liegt in ihrer Fähigkeit, Emotionen über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg zu wecken. Hinter vielen der für den Fritz Pölking Preis eingereichten Geschichten stecken monate-, manchmal jahrelange Recherchen und Vorbereitungen. Die Fotografinnen und Fotografen mussten alles über ihre Motive lernen und wurden darüber manchmal sogar zu Experten für bestimmte Tierarten. Es galt, die richtige Ausrüstung auszuwählen, Genehmigungen und Reisen zu organisieren und vielleicht auch mit extremem Wetter, mit Hitze und Kälte umzugehen.
In Jasper Doests fesselnder Geschichte Ein fragiles Refugium für Waldelefanten erfahren wir von der Nahrungsknappheit in einer der letzten Hochburgen der afrikanischen Waldelefanten. Die Geschichte, die für National Geographic erarbeitet wurde, gibt Anlass zur Sorge um die möglichen Folgen für das gesamte Ökosystem. Sie erinnert uns eindringlich daran, in welcher Zeit wir leben – einer Zeit, in der menschliche Aktivitäten Auswirkungen auf die letzten versteckten Winkel unseres Planeten haben.
Das Bild, das die Jury am meisten beeindruckte, zeigt einen Elefanten, der eine Gruppe von Männern mit Wasser bespritzt. Meiner Meinung nach ein Foto, das im Sinne von Henri Cartier-Bresson im „entscheidenden Moment“ gemacht wurde – dem Moment, in dem alle Elemente eines Bildes perfekt zusammenkommen. Eine dramatische Abfolge von Ereignissen spielte sich direkt vor Jaspers Linse ab, und er musste sich laut daran erinnern, dass es nicht seine Aufgabe war, zu urteilen. Obwohl es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, dies zu tun, und wir uns vielleicht auch selbst dabei ertappen, wie wir urteilen, weil wir uns oft nicht bewusst sind, dass wir als Verbraucher indirekt (oder direkt?) für das Aussterben von Arten und die Zerstörung der Umwelt verantwortlich sind. Dieser Elefant, einer der wenigen Verbliebenen einer vom Aussterben bedrohten Spezies, erlitt schwere Verletzungen, als er von einem Zug angefahren wurde, einem Zug, der ein wertvolles Mineral transportierte, das wir alle nachfragen und verbrauchen.
Wenn wir in unsere Autos steigen und zu den Produkten in den Regalen der Supermärkte greifen, entscheiden wir indirekt über das Schicksal von Arten und Lebensräumen. Glücklicherweise kann der Fritz Pölking Preis als Brücke für großartige Geschichtenerzähler dienen, um Menschen zusammenzubringen, die die Natur schätzen und respektieren, und um ein harmonisches Zusammenleben zu fördern.
Auch deshalb hat Das Sonnenblumen-Paradies von Mateusz Piesiak die Jury überzeugt. Der diesjährige Gewinner des Fritz Pölking Jugendpreises nimmt uns mit zu den Ergebnissen eines höchst kreativen Unterfangens. Wenn wir die Welt mit den Augen von Mateusz sehen, ist es, als sähen wir das Leben durch das Prisma seiner Seele: Energie, Rhythmus, Stille, Licht, Dunkelheit, Wärme und Kälte – eine reizvolle Konstellation, die den Betrachter vom Rest der Welt abzulenken vermag. Er führt uns an einen besonderen Ort, in ein kleines Paradies für Vögel. Durch den Einsatz verschiedener Brennweiten und einer Vielzahl von Perspektiven und Blickwinkeln hält uns der Fotograf bei der Stange und macht uns neugierig auf ein Sonnenblumenfeld in Polen, wo der hohe Wasserstand es dem Bauern unmöglich machte, die Ernte einzufahren.
Ein Portfolio mit der richtigen Balance von Licht, Motiv und Komposition zu erstellen, erfordert Überlegung und Talent. Wir waren überrascht, wie viele Einsendungen diese Kriterien erfüllten, doch am Ende hat diese Geschichte die Jury am meisten überzeugt. Dies soll junge Fotografen nicht davon abhalten, ihre Portfolios erneut einzureichen, und sie darüber hinaus motivieren, weiter zu arbeiten und noch mehr zu erreichen. Denn letztendlich sind wir alle daran interessiert, Talente zu fördern und die Kraft der Fotografie zu feiern.