FESTIVAL-RÜCKBLICK 2019

Das 27. Internationale Naturfotofestival der GDT  lockte wieder mehrere Tausend Besucher*innen nach Lünen. 

Dort erwarteten Sie brilliante Vorträge und Seminare mit hoher Diversität, Preisverleihungen, hochkarätige Ausstellungen, der beliebte Fotomarkt und die sehr geschätzte familiäre Atmosphäre unter Naturfotografie-Begeisterten.
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Ein Festivalbericht

Von Jan Leßmann

Geheimnisvoll und neugierig schaut ein Luchs auf Pinguine, weiße Landschaften und Orang-Utans in Schubkarren. Der Gesamtsieger des Wettbewerbs sitzt leise im Foyer des Heinz-Hilpert-Theaters und beobachtet das Geschehen. Freudig aufgeregte Fotograf*innen sammeln sich in kleinen Gruppen um einzelne Bilder, diskutieren fachkräftig über technische Details, loben die ausgesprochen gute Bildkomposition, doch bemängeln das letzte Quäntchen fehlender Schärfe im Auge des Vogels. Glückwünsche schallen durch die Ausstellung, die sich langsam mit Menschen füllt. Mit einer Brezel in der Hand und dem ersten prickelnden Sekt an den Lippen startet das 27. Naturfotofestival der GDT in Lünen. Ein Festival der Kontraste, Spiegel mehrerer Generationen von Naturfotograf*innen und Highlight für viele naturbegeisterte Menschen.

Am Freitagabend deutet nur noch das kleine neonblaue Hotel-Schild auf ein klassisches Hotel hin, welches sich für dieses Wochenende in ein Bildermeer verwandelt hat. Ein Festival, das unterschiedlichsten Fotograf*innen eine Bühne bietet und die unendlichen Weiten der Naturfotografie an einem Wochenende bündelt. So ist es auch dieses Jahr kein Widerspruch, wenn neben einem klassischen Actionbild eines jagenden Pumas ein minimalistisches, leises Bild von abgestorbenem Rohrkolben hängt. Abgetrennte Großkatzenköpfe haben ihren Platz neben imposanten Landschaften, Reportagen fügen sich in Einzelbilder ein. Es ist nicht verwunderlich, dass Gegensätze aufeinanderprallen und harte Diskussionen über Bildstile und generelle Ansichten über die Naturfotografie auch in diesem Jahr unmittelbar im Raum stehen. Zu gerne echauffieren wir uns über „nichtssagende, langweilige Bilder“, stören uns an „dokumentarischer Action“ oder „Flamingos im Wohnzimmer“.

Doch auch dieses Jahr ist Lünen viel mehr als nur eine Ansammlung von Bildern. Gespräche wechseln im Minutentakt von langweiligem Smalltalk zu angeregter Diskussion über gesellschaftliche Probleme, Zeit fliegt vorbei und lässt kaum Raum für tiefgründige Reflektionen. Erst ein paar Tage später freue ich mich über die Kontraste im Vortragsprogramm, rufe mir Bilder ins Gedächtnis und ziehe Inspiration aus einem intensiven Wochenende. Wo sonst kann ein Projekt über die Verbindung von Geflüchteten und Füchsen in Berlin neben einem klassischen Portrait von niedlichen Jungfüchsen stehen? Zeigt der eine Vortrag noch die gewaltige Schönheit der Natur, geht es im nächsten Vortrag schon um den Schutz der letzten Wildkatzen in Deutschland. Gletscher und Schlittenhunde vermischen sich gedanklich mit angeblitzten Flamingos, springenden Kaninchen zu Guter-Laune-Musik und Wölfen auf Schutthalden.

Mit Freunden schlendere ich durch die Ausstellungen, höre mir Vorträge an und genieße die kritische Auseinandersetzung mit Bildsprache, Ästhetik und Kunst in der Naturfotografie. Wir kritisieren durchaus langweilige Vorträge, finden so manche Ausstellung überaus unpassend zusammengestellt und können die Wahl des Actionbildes zum Publikumspreis nicht verstehen. Gleichzeitig stelle ich mir aber vor, wie meine Lieblinge unter den Bildern und Vorträgen von vielen Besuchern mit den gleichen Argumenten als langweilig abgestempelt werden. Diese Spannung spüre ich das ganze Wochenende, genieße sie und erfreue mich zu später Stunde in der hauseigenen Bar an dieser Vielfalt. Menschen mit konträren Ansichten und Meinungen über Ästhetik, Naturschutz und Politik sitzen an einem Tisch und können herzlich miteinander lachen. Menschen, die sich mit Herzblut für etwas einsetzen, denen vieles nicht egal ist, die für eine Sache stehen und eine Leidenschaft haben, streiten miteinander und ziehen Kraft aus einem Wochenende, in dem es eigentlich nur um Naturfotografie geht.

Die GDT hat in diesen Tagen wieder einmal gezeigt, dass Vielfalt nebeneinander existieren kann und einen Mehrwert bietet. Jasper Doest beendete seinen Vortag mit Bildern eines Vogelschwarms, der wie von Zauberhand geschlossen in eine Richtung fliegt, zusammenarbeitet und als Einheit funktioniert. Eine schöne Metapher für ein Wochenende im Oktober, an dem Menschen aus den verschiedensten Ländern zusammenkommen, diskutieren und ihren Platz im Heiz-Hilpert-Theater finden. Dass am Sonntagabend so viele unterschiedliche Besucher mit einem Lächeln und einer großen Portion Inspiration nach Hause fahren, ist sicherlich auch den vielen ehrenamtlichen Helfer*innen zu verdanken, die ihre Freizeit für ein gemeinsames Wochenende opfern.

Nicht zuletzt sind es aber die kleinen Differenzen und Reibungen, die Lünen auch dieses Jahr wieder zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.

Danke!

Vorbereitungen für das Festival

Schon eine Woche vor dem Festival reisten die ersten Verantwortlichen, Organisator*innen und Helfer*innen an. Im Gepäck die frisch gedruckten Ausstellungsbilder, Poster und Flyer, Kartons voller Postkarten, Bücher und Foren und wie immer auch Schwung und Vorfreude.

Preisverleihung

Fotografinnen und Fotografen aus über 30 Ländern hatten knapp 15.800 Aufnahmen zum Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres 2019  eingereicht. Die internationale Jury mit Magdalena Herrera, Emmanuel Boitier, Richard Peters, Hermann Hirsch und Werner Bollmann wählte daraus 85 hochkarätige Bilder aus. Am Freitagabend, dem 25. Oktober 2019 wurden die SiegerInnen zum Auftakt des Festivals in einer feierlichen Preisverleihung geehrt. Auch der gemeinsam mit dem Tecklenborg Verlag ausgelobte Fritz Pölking Preis und der Fritz Pölking Jugendpreisdie jährlich international für ein fotografisches Projekt vergeben werden, wurden an diesem Abend verliehen. 

Ausstellungseröffnung

Zur mit Spannung erwarteten Ausstellungseröffnung fanden viele Preisträger*innen und Besucher*innen ihren Weg in die Galerie. Im Anschluss an das Internationale Naturfotofestival touren die prämierten Bilder durch Deutschland und das europäische Ausland.

Die Referenten | Vorträge und Seminare

Die brillianten Semiare und Vorträge waren auch in diesem Jahr ein absoluter Publikumsmagnet.

 

Seminare

Frank Leinz (DE) Landschaftsfotografie & Optimierung mit Filtern www.facebook.com/frank.leinz
Jari Peltomäki (FN) Olympus seminar - Birdphotographer‘s evolution from the black & white film to the mirrorless cameras www.jaripeltomaki.com
Radomir Jakubowski (DE) Mein Canon-Workflow  www.naturfotocamp.de

Vorträge | Kurzvorträge

Jan van der Greef, GDT (NL) Jenseits des Einsseins - Ein Brückenschlag zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren www.janvandergreef.com 
Jon A. Juárez, GDT (ES/DE) Grenzen überwinden - Eine Geschichte über Füchse, Flüchtlinge und Fotografie www.joanjuga.com 
Klaus Echle, GDT (DE)  Wildkatzen - Rückkehr in unsere Wälder www.echle-naturfoto.de 
Ugo Mellone (IT/ES) Jenseits des Alpenglühens - Naturschutz-Storys aus Patagonien www.wildphoto.it 
Peter Cairns (GB) Scotland: The Big Picture - Eine Reise zurück zur Natur www.petercairnsphotography.com

RAX Ragnar Axelsson (IS)

Arktis – Von Gletschern und Menschen www.rax.is
GDT-Regionalgruppe Württemberg-Bayern Wilde Alb – Naturschätze zwischen Felsen, Höhlen und Wasserfällen www.rg8.gdtfoto.de
Sergey Gorshkov, GDT (RU) Wrangel Island www.facebook.com/gorshkov.photo
Wenche Dahle (NO) Im Licht eines Meeres www.wenchedahle.no
Jasper Doest (NL) Ein Hund macht einen Unterschied  - Von der Macht des Geschichtenerzählens www.jasperdoest.com
Csaba Daróczi (HU) Gefundene und erfundene Fotos - Wenn du kein Glück hast, sei kreativ! www.daroczicsaba.hu
Stefan Christmann, GDT (DE) Pinguinliebe www.nature-in-focus.de
Maurizio Biancarelli, Bruno D'Amicis, 
Luciano Gaudenzio (IT)
Ein Land – Tausend Landschaften -Die Bergwelt Italiens aus der Sicht von L’Altro Versante  www.brunodamicis.com
 www.naturalight.it
 www.mauriziobiancarelli.net
Andreas Büttner & Christian-Dietrich Morawitz (beide GDT, DE) Die Lausitz - Ein Paradies auf den zweiten Blick www.nature-and-light.de 
Helmut Weller, GDT (DE) 50 Jahre Naturschutz & Naturfotografie - Mit Naturaufnahmen gegen den weiteren Verlust der Artenvielfalt www.blickpunktnatur.de
Sarah Böhm, GDT (DE) Ausgefuchst - Aus dem Leben einer Fuchsfamilie www.sarahboehm.de

Die Ausstellungen im Bildersaal

Von Giraffen, Unglückshähern, Bergen, Ökosystemen, Naturschönheiten und Füchsen...

 

Ausstellungen im Bildersaal

Maurizio Biancarelli, Bruno D’Amicis, Luciano Gaudenzio (IT) L'Altro Versante www.laltroversante.com
Florence Dabenoc (FR) TWIGA www.florencedabenoc.com
Jon A. Juarez  (ES/DE) Das Herz der Kaserne – Eine Geschichte von Füchsen, Flüchtlingen und Fotografie www.joanjuga.com 
BioPhotoContest Die Ökosysteme der Erde, vorgestellt in den schönsten Bildern dieses internationalen Wettbewerbs www.biophotocontest.com
Florian Smit (DE) Boten des Unglücks www.floriansmit.com
naturArt (HU) Verband ungarischer Naturfotografen www.naturart.hu

Moderationen und Moderatoren

Die beiden Moderatoren Florian Möllers und Markus Botzek führten gekonnt und charmant durch das Vortragsprogramm und verstanden es, das Publikum mitzunehmen.

Fotomarkt und Check&Clean

Fototechnik und ausführliche Beratung, Fachgespräche und passendes Equipment von ca. 100 Ausstellern ließen die Herzen der Fotoenthusiast*innen höher schlagen.

Ausblick

Das nächste Internationale Naturfotofestival in Lünen wird vom 23. bis zum 25. Oktober 2020 stattfinden.