1972 im oberfränkischen Kronach geboren, wurde Stephan Amm schon als Kind durch seinen Vater mit der heimischen Fauna und Flora vertraut gemacht. Die vielen sonntäglichen Wanderungen führten zudem in die verschiedensten Ecken seiner Heimat Franken. Die Leica des Vaters war immer dabei, und so entwickelte sich schon früh ein Interesse an der Fotografie.
Während seiner Studienzeit kaufte er sich die erste eigene Spiegelreflexkamera und entwickelte in einem improvisierten Fotolabor seine ersten Schwarzweißfilme. Trotzdem er das Leben in der Großstadt interessant fand, kam immer mehr der Wunsch auf, die knapp bemessene Freizeit in der Natur zu verbringen. So war der Umzug zurück in die ländlich geprägte Heimatstadt für ihn der nächste Schritt. Später erwies sich dies als idealer Ausgleich zu seiner Arbeit als Apotheker, und er erkannte die Fotografie als seine wahre Berufung.
Inzwischen deckt Stephan Amm alle Bereiche der Naturfotografie ab, wobei er immer ein besonderes Augenmerk auf außergewöhnliche und stimmungsvolle Sichtweisen legt. Ein Großteil seiner Bilder entsteht in den verschiedenen Naturräumen seiner Heimat Franken und werden in Fachmagazinen, Büchern, Kalendern und nationalen sowie internationalen Wettbewerben auf der ganzen Welt publiziert. Im Jahr 2014 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit als Fotograf. Die Natur bleibt weiterhin sein Schwerpunkt, doch Architektur und Reportage bilden noch zwei weitere Standbeine.
Schon immer war gefrorenes Wasser mit seinen mannigfaltigen Erscheinungsformen in verschiedensten Naturräumen geeignet, mich zu faszinieren und fotografisch herauszufordern. Als Fotograf, der einen Großteil seiner Aufnahmen am liebsten in der näheren Umgebung des Wohnortes macht, lernt man Eis schnell als eine Zutat zu schätzen, welche fähig ist, vielen Motiven das gewisse Etwas zu verleihen. Mit meinem Interesse an klassischer Malerei, überrascht es mich immer wieder, wenn die eigentlich zufällige Kombination verschiedener natürlicher Stoffe ein vollkommen harmonisches Bild ergibt.Wie bei einem Gemälde, dem man bei kunsthistorischer Betrachtung viele Geheimnisse entlocken kann, lässt sich auch beim Eis jenseits der reinen Schönheit tiefer eintauchen und Mechanismen der Natur erkennen, beispielsweise das Mitwirken winteraktiver Pilze bei der Entstehung von Haareis.
Über viele Jahre lernte ich, bei welchen Wetterverhältnissen es sich besonders lohnt, den Fotorucksack zu schultern und stundenlang durch Wald und Flur zu streifen, die Augen immer offen für die verschiedensten Eismotive. Der Entschluss, mit diesen Arbeiten ein Portfolio zusammenzustellen, reifte recht schnell, bis ich jedoch die nötigen Bilder für eine harmonische Präsentation zur Hand hatte, ging dann doch noch einige Zeit ins Land.
First light
Es war einer dieser seltenen Tage im Winter, an denen der Raureif auch den Waldboden überzog und dem alten Laub neuen Glanz verlieh. Die flach stehende Morgensonne beendete recht schnell das Zuckerwerk, dem Fotografen schenkte sie dafür einen schönen Warm-Kalt-Kontrast.
Ice painting
Das Eis auf einem kleinen Waldbach erscheint mit dem ersten Tageslicht, welches durch die Bäume bricht, wie ein Gemälde. Lufteinschlüsse bilden ein zusätzliches Element auf dem Oberflächenrelief.
Explosion of my mind
Der schmale Bergsporn mit seinen raureifbelegten Buchen war schon ein ästhetischer Genuss an sich, aber die Abendsonne konnte der Szene noch einmal eine ganz besondere Note verleihen, obwohl es dem Fotografen schwerfiel, den Blick von diesem Schauspiel abzuwenden und sich der Kameraarbeit zu widmen.
Pond galaxy
Auf vielen zugefrorenen Stillgewässern findet man solche Strukturen, jede für sich trotzdem einzigartig. Ein wenig Eis, nach dem nächsten Tauwetter Vergangenheit, das im menschlichen Geist Assoziationen zu Zellstrukturen und den Galaxien des Alls hervorruft, vergänglich nur scheinbar. Alles fließt.
Heart
Auch hier ein steter Fluss, auf einem Stein jedoch verwandelt sich das Wasser nach und nach in eine temporäre Skulptur, ein kaltes Herz, das nicht pulsiert, ein Ort des Ruhens, bevor es weitergeht.
Water lilies
Wer sich für Malerei interessiert, dem sind die Werke im Gedächtnis verankert, und ab und an kommt es auch vor, dass man in der Natur Situationen vorfindet, die an bekannte Gemälde erinnern. Aber an einem kalten Wintertag beim Wandern entlang eines Flusses die vorgefundene Szenerie mit Monets Wasserlilien assoziieren? Eiskristalle als Seerosenblüten und Spiegelungen der Bäume als Wasserpflanzen? Ein wenig Phantasie bitte!
Frost beard
Rein physikalische Prozesse reichen nicht aus, um das seltene Haareis entstehen zu lassen. Neben geeigneten Umgebungsbedingungen sind auch winteraktive Pilze an dessen Genese beteiligt. Wunderschön anzusehen, gibt es dem winterlichen Waldboden einen besonderen Reiz.
Sleet
Eisregen sorgt in der Lebenswelt der Menschen oft für Chaos – im Wald, auf der Oberfläche eines Baumpilzes, kann es einfach nur faszinierend aussehen.
Granite painting
In den Höhenlagen deutscher Mittelgebirge kann es bei entsprechender Witterung durchaus sein, dass Eis und Schnee die Umgebung in eine Landschaft verwandeln, die man eher in der nordischen Taiga vermuten würde. Die Granitfelsen verwandeln sich dann in abstrakte Kompositionen aus Eis, Fels und Schnee.