Urtzi Vera | Projekt: Die beschnittenen Buchen im Wald von Gorbeia
Ich habe mich verpflichtet gefühlt, die vergängliche Schönheit dieser Bäume fotografisch festzuhalten. mehr...
Michel d’Oultremont | Projekt: Im Leben der Schwarzhalstaucher
Egal, wohin es ihn auch verschlägt, sein größtes Glück ist es, in der Morgendämmerung auf dem stillen Wasser zu sein. mehr...
von Patrick Brakowski für die Jury
Verregnet und diesig gab sich der Teutoburger Wald an diesem Sonntag im Mai, als sich die fünf Jurymitglieder im Haus Sonnenwinkel in der Nähe von Bad Essen einfanden. Man könnte die Witterungsbedingungen als eine in der Luft schwebende Vorahnung auf die stimmungsvollen Waldbilder von Urtzi Vera interpretieren, die einige Stunden später zum Siegerportfolio gekürt werden sollten, zuallererst machten sie es uns aber leicht, bei heruntergelassenen JaIousien die zahlreichen Einreichungen zum diesjährigen Fritz Pölking Preis zu sichten. In mehreren, zügig und harmonisch verlaufenden Auswahlrunden gab es viele schöne Bilder zu sehen - kreativ, vielseitig, unkonventionell und klassisch, mal spektakulär, mal bescheiden; doch für eine stimmig zusammengestellte Bildstrecke oder ein Portfolio reichte es oftmals nicht ganz. Viele Einreichungen überzeugten weniger mit einem fotografischen Thema oder einer Geschichte, als mit einer Zusammenstellung von guten Einzelbildern und so hatten sich in den zwei Altersgruppen recht schnell jeweils vier Favoriten herauskristallisiert. Bei den Erwachsenen waren die thematischen und stilistischen Unterschiede enorm. Das veranschaulichte in wunderbarer Weise das weite Spektrum der modernen Naturfotografie, sorgte aber auch für einige Diskussionen unter den Jury-Mitgliedern, als es darum ging, den endgültigen Sieger auszuwählen.
Und schließlich fiel die Wahl auf das Portfolio des Spaniers Urtzi Vera, denn hier kam zusammen, was zusammengehört: fotografisches und gestalterisches Können, eine intensive Beschäftigung mit einem Lebensraum und ein sensibler Blick für die vermeintlich unspektakuläre, „alltägliche" Natur. Auch ohne Hintergrundinformationen sieht man den Bildern an, dass der Fotograf diese Landschaft kennt und immer wieder neu entdeckt, dass er weiß, wann er welche Stellen aufzusuchen hat, um dem alten Buchenwald durch Nebel und Licht ein Gefühl von Mystik zu verleihen. Es gelingt ihm, die Jahreszeiten und ihre Auswirkungen auf die Landschaft kreativ in Szene zu setzen - etwa wenn er die satten Farben des Herbstes mit bewegter Kamera und mit einer mit Vaseline präparierten Linse explodieren lässt oder wenn er den Lauf eines Jahres in einem einzigen Foto, einer Makroaufnahme eines vierfarbigen Buchenblatts, festhält. Es ist dieser konzentrierte fotografische Blick, das Finden des Spektakulären im Unspektakulären und die eigenständige Bildsprache, die die Jury überzeugt hat. Herausragende oder — in diesem Falle - preiswürdige Naturfotografie bedarf nicht unbedingt aufwändiger Weltreisen oder extravaganter Tier-Action — man findet sie auch im Kleinen, im Hintergründigen. Auch diese Erkenntnis bestärkte unsere Überzeugung, Urtzi Vera mit dem diesjährigen Fritz Pölking Preis zu würdigen.
Um das Hintergründige und Unscheinbare geht es auch in dem Portfolio des jungen Belgiers Michel d'Oultremont. Seine Bilder von Schwarzhalstauchern in einem Sumpfgebiet zeigen keine Action oder außergewöhnliche Szenen, sondern leben von der Stimmung des Moments. Der Fotograf macht das Spiel des Lichts, seine Farben und die Reflexionen auf dem Wasser zum eigentlichen Hauptakteur seiner Fotos und integriert die Vögel gekonnt in diese malerischen Szenerien. Auch solche Bilder erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit einem eng gefassten, aber überaus reizvollen fotografischen Thema und sie regen an, die Faszination der Natur in unserer unmittelbaren Umgebung immer wieder zu entdecken und schätzen zu lernen.