Jasper Doest | Projekt: Nsenene
Der Heuschreckenfang ist eine alte Tradition in Uganda, die Arbeitsplätze schafft und für ein beträchtliches Einkommen sorgt, denn sie gelten als Delikatesse... mehr...
Emile Séchaud | Projekt: Im Königreich des Steinbocks
Im Schicksal des Steinbocks liegt ein Hoffnungsschimmer und ein Vorbild für viele bedrohte Arten, die künftige Generationen zum Träumen bringen können ... mehr...
Die Jury, bestehend aus Jim Brandenburg (USA), Ofelia de Pablo (ES), Viktoria Haak (GB/CA), Gisela Pölking (DE), Ole Jørgen Liodden (NO), Andrew Parkinson (GB) und Patrick Brakowsky (DE), traf sich aufgrund der Corona Pandemie online zu einer dreitägigen Videokonferenz.
Ofelia de Pablo (für die Jury):
In den letzten anderthalb Jahren der Pandemie haben wir unsere Augen wieder auf eine Natur gerichtet, der wir lange den Rücken gekehrt hatten. Vor allem die Folgen des Klimawandels – die großen Brände, die schrecklichen Überschwemmungen mit Hunderten von Toten, die extremen Temperaturen und die immer häufiger auftretenden Dürreperioden – lassen uns endlich darüber nachdenken, welchen Schaden wir unserer Umwelt zufügen. Was machen wir mit unserem Planeten? Diese Frage sucht nach einer Antwort, während wir unsere Rolle gegenüber der Natur, die wir zerstören, analysieren, uns als verantwortliche Akteure fühlen und zu erkennen beginnen, dass unsere Entscheidungen von heute über die Zukunft der Umwelt von morgen entscheiden. Vor diesem Hintergrund haben sich die sieben Jurymitglieder, die an der Vergabe des Fritz Pölking Preises für das beste naturfotografische Portfolio beim Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres beteiligt waren, beraten.
In einer Sondersitzung, die wie bereits im letzten Jahr wegen des Coronavirus als Videokonferenz stattfand, trafen sich sieben Juroren aus verschiedenen Teilen der Welt, um Storys und Portfolios zu bewerten, die unterschiedliche Erzählungen und Geschichten zum Thema Natur zeigten. Zwischen malerischen Landschaftsbildern, unglaublichen Aufnahmen von Tieren in ihrem Lebensraum oder der verstörenden Schönheit von Luftaufnahmen, die von der Zerstörung und Verschmutzung unseres Planeten erzählen, stach die erzählerische Kraft von Geschichten hervor, die unsere Beziehung zur Umwelt zeigen.
Naturfotowettbewerbe und -festivals auf der ganzen Welt spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung neuer Erzählungen, die dazu beitragen, die Gedanken des Natur- und Umweltschutzes zu verbreiten. Die Diskussionen der diesjährigen Jury des Fritz Pölking Preises haben sich um diese Themen gedreht. Die Jury der letzten Ausgabe des Preises (2020) hatte bereits eine Debatte über die Bedeutung eines Umdenkens in Bezug auf die Verantwortung von Wettbewerben bei der Bewältigung solcher Aufgaben angestoßen, und wie von den Jurymitgliedern bereits im letzten Jahr vorhergesagt, wurde die Debatte 2021 fortgesetzt. Man kann feststellen, dass sich die Auffassung verfestigt, dass ein renommierter Preis wie der Fritz Pölking Preis ein wichtiges Sprachrohr ist, wenn es darum geht, Geschichten zu zeigen, die von Verantwortung und Bewahrung im Hinblick auf die Erhaltung unseres Planeten erzählen. Als Juroren glauben wir, dass die Gewinnerportfolios dieses Preises dazu beitragen können, die Botschaft der Bewahrung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten weiter und weiter zu verbreiten.
Dieser Preis ist ein Beispiel für Erzählungen, die uns helfen, unsere Interaktion mit der Natur besser zu verstehen, und die uns letztlich zeigen, dass wir in der Lage sind, auf mögliche Veränderungen Einfluss zu nehmen. Das Wissen um unsere Umwelt hilft uns, sie zu bewahren, und in diesem Fall ist die siegreiche Story in der Kategorie Erwachsene Nsenene von Jasper Doest ein gutes Beispiel dafür. Diese Fotoserie erzählt eine fesselnde Geschichte über den Fang von Heuschrecken, die zweimal im Jahr in großen Schwärmen in Uganda auftreten, und vom anschließenden Verkauf der Insekten für den Verzehr. Zum Verlust des Lebensraums dieser Tiere aufgrund von klimatischen Einflüssen, Siedlungstätigkeit und der Einwirkung von Pestiziden kommt noch die Veränderung ihres Lebenszyklus durch den immer intensiveren Fang, und das alles in einem armen Land, in dem der Verzehr dieser Delikatesse trotz der gesundheitlichen Risiken für die Sammler einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Die Bildstrecke überzeugt durch kraftvolle Bilder, die geprägt sind von der Stimmung des elektrischen Lichts in der Nacht und der archaischen Anmutung der metallenen Hilfsmittel, die zum Fang dieser Insekten verwendet werden. Aber das Wichtigste, so der Konsens der Jury, ist, sich nicht nur auf eine Reihe schöner Bilder zu konzentrieren. Mit diesem Portfolio erzählt uns der Fotograf eine Geschichte über eine Tierart und über unseren Umgang mit ihr.
Geschichten, die die Welt verändern, sind nicht nur solche, die anprangern, sondern auch solche, die uns helfen, die Schönheit unseres Planeten zu erkennen, uns in ihn zu verlieben und dadurch zu lernen, ihn zu schützen und zu achten. Dies ist auch die persönliche Auffassung des Siegers in der Kategorie Fritz Pölking Jugendpreis. In seinem Portfolio zeigt uns Emile Séchaud wunderschöne Bilder des Alpensteinbocks, mit denen er nicht nur die Anmut dieses Tieres in seinem natürlichen Lebensraum zeigt, sondern auch erklärt, wie dieses Säugetier, das noch vor wenigen Jahrzehnten am Rande der Ausrottung stand, wieder zur Ikone der alpinen Fauna wurde. Der Fotograf zeigt damit, dass es für Arten, die vom Aussterben bedroht sind, noch Hoffnung gibt. Die erzählerische Plastizität von Séchauds Bildern als Ganzes trägt dazu bei, eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die auch einen naturschutzfachlichen Hintergrund hat.
Die Jury kam zu dem Schluss, dass wir als Fotografen mit unseren Bildern Geschichten erzählen können und wir die Möglichkeit haben, Verantwortung für unsere Umwelt zu übernehmen. Dank unserer Kamera haben wir ein wunderbares Werkzeug zur Hand, um die Natur in all ihren Dimensionen sichtbar zu machen, und dank Auszeichnungen wie dem Fritz Pölking Preis können wir Geschichten in viele Ecken der Welt bringen, die uns helfen, unseren Planeten besser zu verstehen und so für seinen Erhalt zu kämpfen.