EUROPÄISCHER NATURFOTOGRAF DES JAHRES 2018

Die Gesellschaft für Naturfotografie e.V. (GDT) präsentiert die Siegerbilder des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018 – Cristobal Serrano aus Spanien gewinnt den Wettbewerb mit einer Luftaufnahme von Zwergflamingos am Bogoria-See!

Gesamtsieger: Cristobal Serrano (Spanien)

Cristobal Serrano (ES) | Regenbogen-Stadt | Rainbow City
Rainbow City
Am schlammigen Ufer des Lake Bogoria (Kenia) ließ ich meine Drohne hoch über den riesigen Schwärmen von Zwergflamingos (Phoeniconaias minor) fliegen, die dort ihre bevorzugte Nahrung, Cyanobakterien der Gattung Spirulina, aus dem stark alkalischen Wasser filtern. Durch das Ausbleiben der Regenfälle während der Trockenzeit liegen Mineralien und Salze aus dem vulkanischen Untergrund in sehr hoher Konzentration vor, so dass sich aus der Luft eine wahre Explosion satter Farben beobachten lässt. Und das Pink der Flamingos vervollständigte perfekt die Farbpalette der großen Künstlerin Mutter Erde.

DJI Inspire 2 + Zenmuse X5s, Olympus M. Zuiko Digital ED 2.0/12mm(24mm), ISO 100


Biografie Cristobal Serrano
Cristobal Serrano wurde am achten April 1969 in Alicante (Spanien) geboren. Er schloss einen Studiengang in Optometrie an der Universität seiner Heimatstadt mit Diplom ab und studierte anschließend Management an der IESE Business School. Mit dem 21. Lebensjahr erwachte sein Interesse an Natur- und Umweltthemen und zeitgleich seine Begeisterung für künstlerische Ausdrucksformen aller Art. Beides führte schließlich dazu, dass er sich der Naturfotografie zuwandte, die bis heute einen wichtigen Platz in seinem Leben einnimmt.
Seine Fotografie ist geprägt von einer sehr persönlichen konzeptionellen Vision. Die Bandbreite seiner Motive reicht dabei von den wildesten und manchmal auch gnadenlosesten Augenblicken, die die Natur zu bieten hat, bis hin zu zartesten und emotional berührendsten Momenten. Der Umstand, dass Natur fortwährend erschafft, entwickelt, perfektioniert und dabei ungeahnte Schönheit hervorbringt, ist für ihn eine beständige fotografische Herausforderung in seinem Anspruch, elegante Kompositionen in feinster Ästhetik umzusetzen. Und so verwundert es nicht, dass seine Bilder in den renommiertesten Wettbewerben der Welt ausgezeichnet wurden.
Seine Projekte lassen sich letztendlich auf einen gemeinsamen Nenner bringen, dem folgender Gedanke zugrunde liegt: “The Art of Creation is the Art of Nature”.

www.cristobalserrano.com

Kategorie 1: Vögel

Die oft faszinierende Fortpflanzung der Vögel , die Dynamik des Vogelzuges, der oftmals dramatische Kampf um Nahrung, bizarre Formen und prächtige Farben sowie die Eleganz des Fluges sollen in den Bildern dieser Kategorie zum Ausdruck kommen.

Kategorie 2: Säugetiere

Vom Feldhamster bis zum Elefanten, vom Blauwal bis zur Fledermaus – die Welt der Säugetiere ist bunt und facettenreich. Gefragt sind Bilder, die das Wesen dieser Tiere zum Ausdruck bringen, von ihrem Verhalten erzählen oder sie in ihrem natürlichen Lebensraum zeigen.

Kategorie 3: Andere Tiere

Aussehen und Lebensgewohnheiten von Reptilien, Amphibien, Insekten, Spinnen und Weichtieren sind oft spektakulär. Bilder, die den Blick auf den Charakter und die Schönheit dieser Tiere lenken, sind hier gefragt.

Kategorie 4: Pflanzen und Pilze

Diese Kategorie möchte den Blick des Betrachters sowohl auf die Schönheit und Ästhetik von Pflanzen und Pilzen, als auch auf ihre Anpassungen an den Lebensraum lenken. Hier werden Bilder gesucht, die z. B. mit Licht und den Mitteln moderner Bildgestaltung spielen.

Kategorie 5: Landschaften

Von der Kulturlandschaft vor unserer Haustür bis hin zu entlegenen Regionen der Welt, vom Detail bis zu großen Übersichten der Lebensräume, von Wetterphänomenen bis zu der gestaltenden Kraft von Wind und Wasser reichen die Themen dieser Rubrik.

Kategorie 6: Unter Wasser

Der blaue Planet – 71% seiner Oberfläche sind von Wasser bedeckt. Meere, Flüsse und Seen beherbergen eine unendliche Fülle von Leben. Diese Kategorie gibt uns einen Einblick in eine verborgene Welt, mit ihren Tieren, Pflanzen und Lebensräumen, im Süß- wie im Salzwasser.

Kategorie 7: Mensch und Natur

Der Mensch greift auf vielfältige Weise in die Natur ein. Bildbeispiele für solche Eingriffe sind das Thema dieser Kategorie. Fotografien, die aufrütteln, nachdenklich stimmen, überraschen oder einfach nur zum Schmunzeln anregen.

Kategorie 8: Atelier Natur

In diese Kategorie gehören Bilder, die sich mit Farben und Formen der Natur über das rein Gegenständliche hinaus beschäftigen. Hier kann der Fotograf seine Sichtweise, sein ästhetisches Empfinden und seine fotografische Experimentierfreudigkeit zum Ausdruck bringen.

Kategorie: Jugend bis 14 Jahre

In dieser Kategorie werden Jugendliche in den Altersklassen bis 14 Jahre und 15 bis 17 Jahre eingeladen, ihre besten fünf Naturfotos thematisch ungebunden einzureichen (sie brauchen sich NICHT an die vorgegebenen Kategorien zu halten).

Kategorie: Jugend 15 - 17 Jahre

Geleitwort - Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018

von Prof. Dr. Beate Jessel

Die über 18.000 beim Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres eingereichten Bilder zeigen auch im nunmehr 18. Jahr des Wettbewerbs wieder eindrucksvoll die Schönheit und Vielfalt der Natur – aber auch den Stellenwert des Wettbewerbs unter Amateur- und Profifotografen. Die Bilder der 1.112 Teilnehmer ermöglichen es uns, in faszinierende Naturräume und Ökosysteme einzutauchen und die Natur aus uns nicht alltäglichen, teilweise außergewöhnlichen Perspektiven zu entdecken. Diese Vielzahl an einzigartigen Fotos von herausragender Qualität, Bilder voller Energie und Kraft, Ästhetik und Anmut veranschaulichen den Reichtum und die Vielgestaltigkeit der Natur. Doch nicht alle Fotos konzentrieren sich allein auf die Schönheit, andere rütteln auf und zeigen, wo die Natur an ihre Grenzen stößt und wo der Mensch die Natur an ihre Grenzen bringt. Viele der Fotografen haben Stunden investiert, um dieses eine Foto aufzunehmen und sich dabei intensiv mit ihrer Umgebung auseinandergesetzt, um diesen einen Moment einzufangen.

Insbesondere das Foto des diesjährigen Gewinners Cristobal Serrano hält aus der Vogelperspektive einen faszinierenden Eindruck fest, der mit seiner immensen Farbenpracht begeistert. Die Luftaufnahme zeigt Zwergflamingos am Bogoriasee, im von der hohen Konzentration an Mineralsalzen gefärbten Wasser stehend. Was das Bild auf den ersten Blick allerdings nicht verrät: Der Zwergflamingo ist in seiner Ernährung auf eine bestimmte, in stark alkalischen Salzseen vorkommende Gattung der Cyanobakterien (d.h. von Blaualgen) spezialisiert und reagiert in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit und Zusammensetzung dieser Nahrungsgrundlage empfindlich gegenüber Veränderungen des Ökosystems. Auch wenn derzeit noch von einem Bestand von bis zu 2,5 Millionen Individuen in Ostafrika ausgegangen wird, so wird der Zwergflamingo bereits auf der Internationalen Roten Liste Gefährdeter Arten in der Kategorie 'Potenziell gefährdet' geführt: Schon heute wird befürchtet, dass der Qualitätsverlust von Lebensräumen und Störungen sich negativ auf die Bestandsentwicklung auswirken werden. Damit steht der Zwergflamingo stellvertretend für eine ganze Reihe von Arten, die vor der Herausforderung stehen, sich an ändernde Umweltbedingungen anpassen zu müssen. Es ist eine der großen Zukunftsaufgaben der heutigen Zeit und Kernanliegen des Bundesamts für Naturschutz den Artenrückgang aufzuhalten und damit die biologische Vielfalt zu bewahren, nicht nur um die Natur um ihrer selbst willen zu erhalten, sondern auch als Grundlage unseres Lebens.

Und so haben die Bilder alle doch eines gemein, sie zeigen, wofür es sich einzusetzen lohnt – für den Schutz der Natur, um auch künftigen Generationen einzigartige Naturerlebnisse zu ermöglichen, aber auch um auf vielfältige Weise von den Diensten der Natur zu profitieren. Deshalb möchte ich Sie einladen, sich von den Fotografien inspirieren und motivieren zu lassen, hinaus in die Natur zu gehen und diese mit ihren Besonderheiten und Einzigartigkeiten nicht nur auf fernen Kontinenten, sondern auch vor der eigenen Haustür zu entdecken, ihren Wert zu erkennen und zu ihrem Schutz beizutragen.

Quellen:
Kaggwa, M.N., Gruber, M., Oduor, S.O. et al. Hydrobiologia (2013) 710: 83. https://doi.org/10.1007/s10750-012-1105-1 http://www.iucnredlist.org/details/22697369/0 (16.07.2018)


Prof. Dr. Beate Jessel
Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

Kommentar der Jury

von Sophie Stafford

Was macht ein perfektes Bild aus? Ist es technische Brillanz, ästhetische Anmutung oder doch etwas, das sich viel schwieriger fassen lässt? Vielleicht gibt es so etwas wie Perfektion ja gar nicht, da jede Beurteilung in der individuellen und daher subjektiven Beziehung zwischen Betrachter und Bild begründet liegt.
Die Jurierung eines Foto-Wettbewerbes ist keine Wissenschaft. Lägen die ausschlaggebenden Kriterien lediglich in technischer Makellosigkeit, würden Computer diese Aufgabe übernehmen, nicht Menschen. Doch es geht um viel mehr als das. Bei einer Jurierung geht es um Kunst, und damit ist es naturgemäß ein emotionaler und individueller Prozess.
Wenn sich also Menschen zusammenfinden, die so unterschiedliche Vorlieben und Geschmäcker haben, wie im Falle der Juroren des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018, dann ist absehbar, dass auch ganz unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen vertreten werden. Das ist ein sehr wichtiger Teil eines kreativen und interaktiven Jurierungs-Prozesses, der fehlt, wenn jeder die Bilder alleine betrachtet und beurteilt. Die Jury bestand in diesem Jahr aus den außergewöhnlich fähigen Fotografen Britta Jaschinski, Sandra Bartocha, Klaus Nigge und Roy Mangersnes und mir als einziger Foto-Redakteurin. Wie unterschiedlich unsere persönlichen fotografischen Präferenzen auch gewesen sein mochten, wir blieben stets vereint in dem Bestreben, kreative und innovative Fotografien auszuzeichnen, die schließlich das Aushängeschild dieses spannenden Wettbewerbs sind. Mit Beginn der Jurierung verband uns eine ungeduldige Vorfreude auf die visuellen Eindrücke, die uns in den nächsten Tagen geboten würden.

Immer mehr Menschen greifen zur Kamera, um ihren Blick auf die Welt im Bild festzuhalten. Und so verwundert es nicht, dass auch die Einsendungen zu renommierten Fotowettbewerben kontinuierlich steigen. Umso größer wird dementsprechend die Herausforderung, vor der die Juroren stehen. Wenn man mit Abertausenden von Bildern konfrontiert wird, beginnt man automatisch, Kriterien wie gute Belichtung, schöne Komposition oder perfekte Schärfe als selbstverständlich zu erachten. Es wird schwieriger, sich für durchaus respektable Bilder zu begeistern, denen aber das bestimmte Etwas fehlt. Was man dann sucht, sind Aufnahmen, die sich von der Masse abheben und ins Auge springen. Die Sehnsucht nach Originalität wächst, nach Motiven, die man so zuvor noch nicht gesehen hat.
Es ist leider eine traurige Wahrheit, dass die Mehrheit der zu Wettbewerben eingereichten Bilder eine verschwindend kleine Auswahl von Motiven zeigt. Wer die immer gleichen Vorzeigearten und allseits bekannten Landschaften fotografiert, verringert automatisch seine Chancen, eine Jury zu überraschen. Das soll nicht heißen, dass man Altbekanntes nicht auch aus einem neuen Blickwinkel fotografieren kann, doch es wird schwieriger, aus der Menge hervorzustechen. Deshalb haben Bilder von heimischen oder häufig vorkommenden Tierarten oft die gleichen, wenn nicht sogar bessere Chancen zu gewinnen, denn sie bieten die Möglichkeit einer längeren und intensiveren Auseinandersetzung. So entstehen überraschende, neue Bilder, die sich wohltuend abheben von der Galerie des Wohlbekannten. Wenn Sie also das nächste Mal zur Kamera greifen, überlegen Sie, ob es nicht ganz in Ihrer Nähe Motive gibt, denen Sie sich mit Hingabe fotografisch-kreativ widmen könnten!
Die moderne digitale Welt ist überschwemmt mit Fotos. Immer häufiger entstehen Bilder mit dem einzigen Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen – die sie aber kaum länger als einen kurzen Augenblick zu halten vermögen. Ihrer flüchtigen Schönheit fehlen Tiefe und Komplexität, um sich länger mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir als Jury versuchten daher, Bilder auszuwählen, die eine tiefere Aussage haben, Aufnahmen, die einer längeren Zeit des Betrachtens und Nachdenkens bedürfen, um ihre Bedeutung jenseits ihrer künstlerischen Intention erfassen zu können. Und wir bevorzugten Bilder, die etwas Neues offenbaren, eine Verbindung zum Betrachter aufbauen oder dazu anregen, sich der Zerbrechlichkeit unserer Umwelt bewusst zu werden.

Fragen der Ethik waren ständiger Bestandteil unserer Diskussionen. Der Trend, Bilder zu machen, ohne sich um das Wohlergehen des Motivs zu sorgen – sei es eine Pflanze oder ein Tier – ist besorgniserregend. Und da die 'Selfie-Kultur' weltweit auch zunehmend Tiere in Mitleidenschaft zieht, waren wir uns unserer Aufgabe als Jury bewusst, höchste ethische Standards zu verfolgen, wenn es um die Einschätzung von Begleitumständen ging, unter denen ein Bild entstanden sein mochte.

In einem Foto-Wettbewerb vom Format des  Europäischer Naturfotograf des Jahres gibt es zum Glück viele Bilder, die schön, wichtig, kreativ, bewegend, innovativ und überraschend sind – und auch die Einsendungen dieses Jahres haben uns nicht enttäuscht. Von der intimen Stille am Nest einer Nachtschwalbe, bis zur träumerischen Darstellung eines Sekretärs, vom Eisvogel vor einer Wand voll Graffiti, bis zum Rudel schlafender Walrosse am Strand – es gab so vieles, das uns innehalten ließ.
So wie auch das Bild unseres Gesamtsiegers, Rainbow City von Cristobal Serrano. In diesem spektakulären Bild wird Natur zu Kunst, der Erdboden zur Palette eines Malers, auf der die Farben sprühen wie ein Feuerwerk. Die Perspektive aus der Luft verwandelt die Landschaft in eine atemberaubende Sinfonie perfekt komponierter Linien und Formen. Es ist ein Bild, das die Schönheit der Natur feiert, die Schönheit des Lebens selbst.
Obwohl die Aufnahme eine unmittelbare Wirkung zeitigt, hat sie auch eine bleibende Kraft, die das Auge fortwährend bereichert. Mit jedem Moment, der vergeht, entdeckt man neue Einzelheiten, all die Facetten, die in ihrer Summe dieses Bild so großartig machen. Es entspannt die Seele und regt zugleich die Vorstellungskraft an.

Unsere Arbeit als Jury ist nun getan – jetzt ist es an Ihnen, Juror zu werden. Beim Betrachten der Bilder werden sicher einige Sie begeistern und andere irritieren. Aber vor allem werden Sie hoffentlich angeregt darüber diskutieren, welche nun wirklich die besten sind. Und genau das ist das Schöne, wenn man einen Wettbewerb juriert!

Im Namen der Jury,
Sophie Stafford

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