REWILDING EUROPE AWARD - Die Siegerbilder

Im Rahmen unseres jährlichen Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres (ENJ) werden mit dem Rewilding Europe Award herausragende Bilder ausgezeichnet, die die Wiederbelebung der wilden Natur in Europa durch die Maßnahmen des Rewildings zeigen und zugleich dessen Ziele widerspiegeln: der Natur den Raum und die Zeit zu geben, sich aus eigener Kraft zu erholen. Dieser Award fördert Fotografien, die über die reine Ästhetik hinausgehen und die Vision der Rewilding-Bewegung von einem Europa unterstützen, in dem Mensch und Natur nicht nur nebeneinander existieren, sondern gemeinsam gedeihen.

„Der Rewilding Europe Award ist mehr als nur ein Fotopreis“, sagt Laurien Holtjer, Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit bei Rewilding Europe. „Er bietet die Möglichkeit, Menschen mit der Rewilding-Bewegung in Kontakt zu bringen und zu praktischen Rewilding-Maßnahmen zu inspirieren. Diese Bilder zeigen uns, was möglich ist, wenn wir Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur ergreifen, damit sie sich anschließend wieder voll entfalten kann. Sie sind ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit unserer Wildnis und ein Aufruf zum Handeln für eine wildere, vitalere Zukunft.“

Die preisgekrönten Bilder in diesem Jahr wurden von einer Jury ausgewählt, der Laurien Holtjer und der renommierte Naturfotograf Neil Aldridge angehörten. Weiterhin gehörten dieser Jury auch alle Mitglieder der ENJ-Jury an: Alexa Keefe, Senior Photo Editor bei National Geographic, der Tierfotograf und Podcaster Matt Maran, die Meeresfotografin Rachael Talibart, der GDT-Präsident Stephan Fürnrohr und der Fotojournalist Marcus Westberg.

1. Platz: Staffan Widstrand (SE) | Iberischer Luchs

Das diesjährige Siegerbild stammt von dem schwedischen Fotografen Staffan Widstrand. Das fesselnde Bild eines Iberischen Luchses in seinem natürlichen Lebensraum in Spanien erzählt von der Rückkehr dieser Raubkatze in ihr ehemaliges Verbreitungsgebiet und verdeutlicht, wie die Wiederherstellung natürlicher Prozesse und die Räuber-Beute-Dynamik wieder in Gang gesetzt werden. „Staffans Bild fasst die Magie des Rewildings perfekt zusammen“, sagt Laurien Holtjer. „Bei seinem Bild geht es nicht nur um die Schönheit des Luchses. Es geht um die Wiederherstellung der Gesundheit und der Funktionalität der Natur und die positiven Effekte der Wiederansiedlung einer Art, die dazu beitragen kann, ihre Umwelt aktiv zu gestalten.“

Staffan Widstrand | Iberischer Luchs | Iberian Lynx

Iberischer Luchs

Das Bild zeigt einen Iberischen Luchs (Lynx pardinus) mit einem gerade erbeuteten Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) in der spanischen Sierra de Andújar. Der iberische Luchs gehört zu den Tierarten, die ein erfolgreiches Comeback erlebt haben. Vom Tiefpunkt, als es nur noch 96 Exemplare auf der Welt gab, die alle in Spanien lebten, ist die Population inzwischen auf mindestens 2000 Exemplare angewachsen und die Tiere haben sich auch in Portugal ausgebreitet. Die Rückkehr des Luchses ist das Ergebnis strenger Jagdregeln, der Nachzucht in Gefangenschaft, der Wiederansiedlung und der Sicherstellung einer großen und gesunden Kaninchenpopulation in den für den Luchs wichtigen Gebieten. Künstliche Wildwechsel, vor allem in Form von Tunneln unter den Straßen, haben außerdem zu einem Rückgang der verkehrsbedingten Tötungen geführt. Dieses Exemplar wurde aus einem Ansitz auf dem Land einer spanischen Familie fotografiert, für die der Luchs auch ein Wirtschaftsfaktor ist, der Arbeitsplätze und Einkommen generiert.

Sony Alpha 1, 2.8/400mm, Stativ, ISO 3200

2. Platz: Bernhard Schubert (AT, GDT) | Huchen-Habitat

Der diesjährige Rewilding Europe Award unterstreicht auch die Bedeutung gesunder Flüsse und Meere. Der zweite Preis ging an den österreichischen Fotografen Bernhard Schubert für sein Bild Huchen-Habitat, das anschaulich zeigt, wie die Maßnahmen des Rewildings den Flussökosystemen neues Leben einhauchen können. Saubere, unverbaute Flüsse sind wichtige Korridore des aquatischen Lebens und zeigen, welche wichtige Rolle natürliche Prozesse bei der Gestaltung unserer Landschaften spielen können und sollten.

Bernhard Schubert | Huchen Habitat

Huchen-Habitat

Ein Paar des Huchens (Hucho hucho), auch „Donaulachs“ genannt, steht über der Laichgrube, die das Weibchen zuvor in das Kiesbett geschlagen hat. Es überhaupt bis hierher zu schaffen, ist für den Huchen keine Selbstverständlichkeit. Denn auf seiner Wanderung ins Laichgebiet ist er auf Barrierefreiheit angewiesen. Unüberwindbare Wehranlagen stellen allerdings nur eine von vielen Gefährdungsursachen dar. Umso schöner ist es, dass natürliche Flussabschnitte wie hier an der Pielach in Österreich noch existieren.

Canon R5, 4.0/14-35mm, ISO 640, Stativ, Polfilter, Funk-Fernauslöser

Lobende Erwähnung: Arthur de Bruin (NL) | Hoffnung für den Fluss der Zukunft

Das mit einer Lobenden Erwähnung bedachte Bild Hoffnung für den Fluss der Zukunft des niederländischen Fotografen Arthur de Bruin zeigt die Auswilderung junger europäischer Störe im Rhein. Verschiedene Störarten lebten einst in den meisten europäischen Flüssen und spielten eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung gesunder aquatischer Ökosysteme. Die Wiederansiedlung dieser Fische ist ein gutes Beispiel für die Wiederbelebung der Flüsse in ganz Europa.

Arthur de Bruin | Hoffnung fuer den Fluss der Zukunft

Hoffnung für den Fluss der Zukunft

Nach Jahrzehnten zeigt das Zuchtprogramm für den Europäischen Stör (Acipenser sturio) erste Erfolge, und die Nachkommen werden nun in den Rhein entlassen. Die Auswilderung solcher ehemals weit verbreiteter Fischarten gibt uns Hoffnung. Warum sonst sollten wir diese Tiere erhalten, wenn nicht in der Hoffnung, dass unsere Flüsse in Zukunft wieder Heimat für ehemals ausgerottete Fischarten sein werden?

Canon EOS R5C, 4.0/8-15mm, ISO 1000, Nauticam UW-Gehäuse, Keldan UW-Videoleuchte

Lobende Erwähnung: Lewis Jefferies (GB) | Die Saat der Hoffnung

Das ebenfalls mit einer Lobenden Erwähnung ausgezeichnete Bild Die Saat der Hoffnung des britischen Fotografen Lewis Jefferies zeigt Maßnahmen zur Regeneration von Seegraswiesen. Sein Foto verdeutlicht die Rolle von Seegraswiesen als wichtiges Ökosystem, das die biologische Vielfalt im Meer fördert, Kohlenstoff bindet und die Wasserqualität verbessert. Zwar steht beim Rewilding die natürliche Regeneration im Vordergrund, doch das Bild von Lewis zeigt, dass anfängliche Hilfsmaßnahmen zuweilen notwendig sind, um die Erholung lebenswichtiger Ökosysteme in Gang zu bringen und der Natur dadurch eine Grundlage zu geben, anschließend wieder eigenständig zu gedeihen.

Lewis Jefferies | Die Saat der Hoffnung

Die Saat der Hoffnung

Ein Meeresbiologe vom Project Seagrass sammelt Seegrassamen (Zostera marina) in Porthdinllaen in Nordwales im Rahmen von Seagrass Ocean Rescue, einer Partnerschaft von WWF-UK und Sky Ocean Rescue. Diese Samen wurden zur Vermehrung an die Universität Swansea geschickt, bevor sie vor der Küste von Dale in Pembrokeshire im Rahmen der größten Seegraswiederansiedlung im Vereinigten Königreich, bei der eine Million Pflanzen eingesetzt werden sollen, ausgepflanzt werden. Weltweit sind viele Seegraswiesen aufgrund menschlicher Einflüsse – wie Wasserverschmutzung, Schifffahrt und Klimawandel – verloren gegangen, so dass jetzt Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diesen wichtigen Lebensraum für die Zukunft zu retten. Seegras, eine der wenigen im Meer lebenden Blütenpflanzen, spielt eine äußerst wichtige Rolle in marinen Ökosystemen, da es große Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre absorbiert und sowohl Lebensraum wie auch Kinderstube für eine Vielzahl von Meerestieren ist, darunter bedrohte Arten wie das Seepferdchen und kommerziell wichtige Arten wie Kabeljau und Seelachs.

Nikon D7200, 3.5-4.5/10-17mm Fisheye, Nauticam UW-Gehäuse, 2 Inon UW-Blitze, ISO 400

Lobende Erwähnung: Florian Smit (DE, GDT) | König des Ostens

Die Wiederherstellung natürlicher Prozesse bildet auch den Hintergrund für das Foto König des Ostens, ebenfalls eine Lobende Erwähnung, des deutschen Fotografen Florian Smit. Florians Bild, das einen majestätischen europäischen Wisent im polnischen Białowieża-Nationalpark zeigt, feiert das bemerkenswerte Comeback dieser ikonischen Tierart in Europa, das durch die laufenden Bemühungen zur Wiederansiedlung dieser Art in vielen weiteren Ländern unterstützt wird.

Als Schlüsselart spielt der europäische Wisent eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung seines Lebensraums. In der Vergangenheit prägten wandernde Pflanzenfresser wie Wisente und Wildpferde die Landschaften Europas durch ihr Weide- und Verbissverhalten und schufen ein reichhaltiges Mosaik von Lebensräumen, das eine Vielzahl anderer Wildtiere beherbergte. Die Wiederansiedlung dieser großen Pflanzenfresser fördert die Wiederherstellung wichtiger ökologischer Prozesse und kann zudem die Entwicklung einer naturbasierten Wirtschaft, etwa durch Ökotourismus, unterstützen.

Florian Smit | Koenig des Ostens

König des Ostens

Dieses Bild zeigt einen der vielen wieder angesiedelten Wisente (Bison bonasus) im polnischen Bialowieza-Nationalpark, nahe der Grenze zu Weißrussland. 1927 wurde der letzte frei lebende Wisent im Kaukasus erschossen, so dass die Art in Europa in freier Wildbahn als ausgestorben galt. Mit Hilfe einer kleinen Gruppe von Tieren, die aus zoologischen Gärten und privater Haltung stammten, konnte der Wisent vor dem Aussterben bewahrt werden. 2023 lebten in ganz Europa wieder etwa 7200 Individuen. Die Zersiedlung der Lebensräume und die geringe genetische Vielfalt innerhalb der Population stellen aber bis heute eine Herausforderung für das Überleben dieser Art dar.

Nikon D810, 2.8/400mm, 2x Konverter, ISO 800