FRITZ PÖLKING PREIS 2024

Sieger: Hector Cordero - Spanien

Hector Cordero wurde 1988 in Cilleros (Spanien) geboren. Schon in jungen Jahren entwickelte er eine Liebe und Leidenschaft für die Natur und verbrachte unzählige Stunden damit, das Verhalten der Tiere auf dem elterlichen Bauernhof zu beobachten. Als er erwachsen wurde, beschloss er, Biologie zu studieren. Gleichzeitig brachte er sich selbst das Fotografieren bei, und mit den Ersparnissen aus seinem ersten Forschungsstipendium als Student kaufte er sich eine Kamera, um die Tier- und Pflanzenarten festzuhalten, denen er auf seinen Ausflügen begegnete. Seitdem hat er nie aufgehört, sich neues fotografisches Wissen anzueignen, und mittlerweile beherrscht er verschiedene Genres wie Landschafts-, Makro- und vor allem Tierfotografie.

Zunächst konzentrierte sich Hector bei der Tierfotografie auf die Dokumentation von Tierarten, um deren Schönheit einzufangen, doch nach und nach wurde er sich der Herausforderungen und Bedrohungen bewusst, mit denen die Arten auf unserem Planeten konfrontiert sind. So bekam seine Fotografie einen stärker naturschutzorientierten Ansatz, bei dem Probleme nicht ausgeblendet, sondern gezielt dokumentiert werden, um Geschichten zu erzählen, die zuweilen nicht jeder hören oder sehen will.

In den letzten Jahren konzentrierte er sich in New York vor allem auf die Dokumentation der Auswirkungen von Licht und Glas auf den Vogelzug, die Rolle von Rehabilitationszentren für die Arten, die Wiederherstellung gefährdeter Lebensräume wie Sümpfe und Küstengebiete und die Aufzucht bedrohter Arten. Derzeit verbindet er seine Aufgaben als Wissenschaftler und Kommunikator mit seiner Arbeit als Naturführer und Naturschutzfotograf.

Hector Cordero

Er war Jurymitglied bei mehreren internationalen Natur- und Naturschutzfotowettbewerben und er ist Mitglied der spanischen Vereinigung für Naturfotografie (AEFONA). Im Jahr 2023 veröffentlichte er sein erstes Buch über die Vögel von New York mit dem Titel Central Park: Four Seasons of Birdlife. Darin beschreibt er die Vielfalt der Vogelarten, die in New York City leben, und die Herausforderungen, denen sie durch die spiegelnden Glasgebäude ausgesetzt sind, begleitet von vielen seiner preisgekrönten Fotos, die die Story visuell ergänzen.

www.corderonature.com

www.instagram.com/corderophoto

Projekt: Invisible killers– über den Einfluss von Licht und Glas auf Zugvögel

Dieses Portfolio veranschaulicht die Gefahren, denen wandernde Vögel während der Zugzeiten ausgesetzt sind. Allein in den Vereinigten Staaten sterben jährlich rund 624 Millionen Vögel durch den Aufprall auf verglaste Flächen. Eines der Epizentren solcher Kollisionen ist New York City, wo wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge jedes Jahr bis zu 230.000 Vögel ihr Leben auf dem Asphalt der Stadt, die niemals schläft, beenden.
Die Ursachen für diese hohe Sterberate sind rein anthropogener Natur: Zum einen gibt es künstliche Beleuchtung, die die Vögel auf ihrem meist nächtlichen Zug anlockt und verwirrt. Zum anderen gibt es spiegelnde Glasflächen, die den Himmel und die umgebende Vegetation reflektieren und dadurch für Vögel unsichtbar werden, was zu tödlichen Kollisionen führen kann.
Seit vier Jahren fotografiere ich nun schon für dieses Projekt. Gleichzeitig arbeite ich ehrenamtlich mit dem Project Safe Flight in New York zusammen, um während der Zugzeiten verletzte Vögel zu retten, und zwar jeden Tag zwischen sechs und acht Uhr morgens. Ich habe auch die Arbeit der Auffangstation des Wild Bird Fund in Manhattan dokumentiert, wo verletzte Vögel aufgepäppelt und später wieder in die Freiheit entlassen werden. Und schließlich habe ich Orte dokumentiert, an denen spezielle Gläser oder Folien verwendet wurden, wodurch die Kollisionen nach den neuesten Untersuchungen der Audubon Society um bis zu 85% reduziert werden können.
Kollisionen sind weltweit die zweithäufigste Todesursache für Vögel. Ich hoffe, dass mein Portfolio ein Bewusstsein für dieses globale Problem weckt. Ein Problem, das durch die Verringerung von künstlichem Licht in Gebäuden und den Einbau von vogelfreundlichen Materialien entschärft werden kann, wodurch unsere Gebäude für Vögel deutlich sicherer werden.
Hector Cordero | Invisible killers 1
Hotspots
In den USA ist New York City einer der Orte mit der höchsten Vogelsterblichkeit durch Kollisionen mit Glasflächen. Jedes Jahr sterben dort auf diese Weise rund 230.000 Zugvögel. Die Gebäude im Finanzdistrikt der Stadt gehören zu den wichtigsten Hotspots für solche Kollisionen. Dieses Foto zeigt mehrere Bürogebäude und Einkaufszentren mit reflektierendem Glas, die auch nachts beleuchtet sind, wodurch Zugvögel angelockt werden.

Hector Cordero | Invisible killers 2

Einer von Millionen
An diesem Morgen stand ich um 4:30 Uhr auf, wie jeden Tag während der Zugzeit, um die U-Bahn zu nehmen und vor Sonnenaufgang in der Innenstadt von Manhattan zu sein, wo ich Vogelkollisionen überwache. Es war ein trüber Morgen mit Regen und Wind. Ich dachte zunächst, dass auf dem Vordach des One World Trade Centers ein Blatt läge, aber als ich näher kam, erkannte ich die Silhouette eines Rotschwanz-Waldsängers (Setophaga ruticilla), der nachts mit der Glasfront des Gebäudes kollidiert war. Die meisten Zugvögel fliegen während der Nacht und werden von den Lichtern dieser hohen Gebäude angezogen, die nachts zwar menschenleer, aber dennoch beleuchtet sind.

Hector Cordero | Invisible killers - 3

Glas
Die meisten Zugvogelarten bestehen den „Spiegeltest“ nicht, das heißt, sie können die echte Vegetation nicht von der Spiegelung unterscheiden. Die Kanadaschnepfe (Scolopax minor) ist eines der häufigsten Opfer von Kollisionen mit Glasflächen in New York City. Ihre seitlich angeordneten Augen, die eine nahezu 360-Grad-Sicht ermöglichen, um Raubtiere frühzeitig zu erkennen, machen sie anfällig für Kollisionen, da ihre Sicht nach vorne begrenzt ist. Auf diesem Foto ist eine verendete Kanadaschnepfe vor einem Gebäude im Finanzdistrikt zu sehen, wo die meisten Menschen dieses Problem ignorieren oder sich seiner Tragweite nicht bewusst sind.

Hector Cordero | Invisible killers - 4

Gemeinsam gewandert, gemeinsam gestorben
Zwei Zugvogelarten, Pieperwaldsänger (Seiurus aurocapilla) und Drosselwaldsänger (Parkesia noveboracensis), wurden nach einem Zusammenstoß mit einem Gebäude in der Innenstadt von Manhattan tot aufgefunden. Während des Vogelzugs wandern viele Arten gemeinsam, und nicht selten sterben sie leider auch gemeinsam. Pieperwaldsänger und Drosselwaldsänger gehören zu den häufigsten Kollisionsopfern in Manhattan, was unter anderem auf ihre Gewohnheit zurückzuführen ist, ihre Nahrung dicht am Boden und in Wassernähe zu suchen.

Hector Cordero | Invisible killers - 5

Die Opfer
Ein freiwilliger Helfer zeigt die traurige Ausbeute an toten Zugvögeln, die mit Glasscheiben in Downtown Manhattan kollidiert sind. Diese Vögel sind nur ein kleiner Teil der Opfer, die an diesem Morgen gefunden wurden.

Hector Cordero | Invisible killers - 6

Die Rettung
Ein Freiwilliger sammelt ein verletztes Rubingoldhähnchen (Corthylio calendula) nach einem Zusammenstoß mit einem Fenster auf, um es in die Auffangstation des Wild Bird Fund in Manhattan zu bringen. Die Überlebenschancen dieser Vogelart sind aufgrund ihrer geringen Größe und extremen Hyperaktivität äußerst gering.

Hector Cordero | Invisible killers - 7

Krankentransport
Unterschiedliche verletzte Zugvogelarten werden in Papiertüten in die Auffangstation des Wild Bird Fund in Lower Manhattan transportiert. Wenn Sie selbst einen verletzten Vogel vor Ihrem Haus oder auf dem Weg zur Arbeit finden, können Sie ihm am besten helfen, indem Sie ihn in eine solche Papiertüte stecken und ihn bei der nächstgelegenen Auffangstation abgeben.

Hector Cordero | Invisible killers - 8
Rekonvaleszenten
Bei ihrer Ankunft in der Auffangstation werden die Vögel untersucht, um eine spezifische Diagnose und adäquate Versorgung zu gewährleisten. Für jedes Tier werden auch der Fundort, die Art, das Datum und andere relevante Daten notiert. Auf diesem Bild untersucht Rachel, eine Tierpflegerin im Rehabilitationszentrum des Wild Bird Fund, einen Amerikabaumläufer (Certhia americana).

Hector Cordero | Invisible killers - 9
Ein zweites Leben
Wenn sich die verletzten Vögel erholt haben, werden sie auf offenen Flächen in New York wieder in die Natur entlassen, damit sie ihre Wanderung fortsetzen können. Hier wird eine Grauhäubchenmeise (Baeolophus bicolor) von einem Wildbiologen freigelassen, nachdem sie sich von einer Kollision mit einem Fenster erholt hat.

Hector Cordero | Invisible killers - 10
Vogelfreundliches Glas
Kollisionen von Vögeln mit Glasflächen haben schwerwiegende Auswirkungen auf das Überleben vieler Arten. Jüngste Forschungen zeigen jedoch die Wirksamkeit unterschiedlicher Maßnahmen, die dazu beitragen können, dieses Problem zu vermeiden, wie etwa UV-behandeltes Glas, das Auftragen von Temperafarben, Klebeband, um Muster zu erzeugen, oder Zen-Windvorhänge. Auf diesem Foto sehen wir ein Haus in New Jersey, das mit FeatherFriendly-Markern an den Fenstern ausgestattet ist, um Kollisionen mit Vögeln zu verhindern.
Es ist wichtig, sowohl die lokalen als auch die bundesstaatlichen Behörden zu erreichen, um eine Änderung der Gesetzgebung herbeizuführen, die die Einführung von vogelfreundlichem Glas in den Städten ermöglicht, und um die Entwickler und Bauherren von Gebäuden bei der Umsetzung solcher Maßnahmen zu unterstützen.