Audun wuchs in einem kleinen Fischerdorf im Norden Norwegens auf. Seit jeher kann er sich für die nordischen Küsten begeistern, für ihre Kultur und für das Tierleben über und unter der Meeresoberfläche. Er arbeitet als Professor für Biologie an der Universität Tromsø, und um seine freie Zeit so gut wie möglich zu nutzen, entstehen fast alle seine Bilder in der Region. Ursprünglich war er Fischereibiologie, doch heute erforscht er das Verhalten der Wale. Das Interesse für diese Meeressäuger wurde schon früh geweckt, denn sein Großvater arbeitete als Walfänger. Oft verbindet er sein fotografisches Schaffen mit seiner wissenschaftlichen Arbeit und profitiert dabei von seinen Kenntnissen über die regionale Tierwelt und ihren Lebensraum.
Mit seinem fotografischen Projekt möchte Audun die großen Veränderungen innerhalb des marinen Ökosystems seiner Heimat dokumentieren, die sich seit einigen Jahren während der Wintermonate abspielen. Um die Vorgänge über und unter Wasser gleichermaßen darstellen zu können, hat er ein spezielles Kamerasystem entwickelt, das das Fotografieren unter den schlechten Lichtbedingungen des Polarwinters erlaubt, inklusive eines speziellen Unterwassergehäuses und leistungsstarker Blitze. Die Bilder entstanden in den letzten beiden Jahren, in denen er insgesamt fast 100 Tage über und unter Wasser verbracht hat.
Als Folge des Klimawandels und der damit einhergehenden globalen Erwärmung der Meere, verlagert sich der Lebensraum vieler mariner Organismen nordwärts, was massive Veränderungen der Meeresökosysteme zur Folge hat. So wandert beispielweise seit November 2011 ein großer Teil der nordatlantischen Heringspopulation aus bisher unbekannten Gründen in bestimmte Fjorde im nördlichen Norwegen, wo die Tiere vier Monate lang überwintern, bevor sie zum Laichen in südlichere Regionen abwandern. Im Gefolge der riesigen Schwärme tauchen Wale, Seevögel, Fischer und Touristen auf, die alle von diesem plötzlichen Überfluss profitieren.
In dieser Zeit fängt die Fischereiflotte rund 20.000 Tonnen Hering innerhalb eines doch recht begrenzten Gebietes. Das mag viel erscheinen, aber wahrscheinlich ist es nur die Hälfte dessen, was im gleichen Zeitraum von den Walen erbeutet wird.
Einige Fischer nutzen die Wale, um die Heringsschwärme zu lokalisieren. Manche Schwertwale wiederum haben gelernt, das spezifische Geräusch, das beim Einholen der Netze entsteht, zu deuten, und nähern sich den Booten in der Hoffnung, ihren Anteil ergattern zu können. Anscheinend eine Situation zu beiderseitigem Nutzen, doch einige Wale versuchen auch aktiv, Fische aus den Netzen zu holen, wobei sie diese zerstören, woraus sich gefährliche Situationen für beide Parteien ergeben können. All dies hat in letzter Zeit zu lebhaften Debatten geführt, zum einen, was die Fangquoten für den Hering betrifft, und zum anderen über Möglichkeiten, potentielle Gefahren bei der Interaktion zwischen Walen und Menschen zu reduzieren, wobei zum Teil auch recht drastische Maßnahmen gefordert werden. Denn immer wieder kommt es auch zu gefährlichen Situationen, beispielsweise wenn sich die großen Meeressäuger in Fischernetzen oder Unterseekabeln verfangen. Werden sie nicht von der Küstenwache oder freiwilligen Helfern befreit, können sie schwere Verletzungen davontragen, die manchmal auch zum Tod der Tiere führen. Es bedarf also in der Zukunft eines guten Managements, zum Nutzen der Fischer wie auch der Wale.