Florian Smit (*1993) arbeitet als professioneller Naturfotograf und lebt derzeit gemeinsam mit seiner Frau Lisa Marie auf einem alten Resthof bei Bremervörde. Seit frühester Kindheit treibt es ihn hinaus in die Natur. Gemeinsam mit seinen Eltern reiste er in selbstausgebauten Expeditionsfahrzeugen quer durch Europa. Die Kamera gesellte sich jedoch erst ein wenig später, im Alter von acht Jahren, hinzu und war seitdem auf keiner Reise mehr wegzudenken.
Im Jahr 2012 brach er sein Abitur ab und begann eine Ausbildung zum Fotografen. Diese schloss er im Sommer 2015 als einer der drei besten Absolventen deutschlandweit ab. Seither ist der Nikon-Fotograf als selbstständiger Freiberufler tätig – er setzt weltweit Fotoprojekte um, verkauft FineArt-Drucke, gibt Workshops, schreibt für renommierte Magazine, hält Fachvorträge und präsentiert Multivisionsshows.
Gemeinsam mit seiner Frau Lisa Marie erfüllte er sich seinen Lebenstraum vom Reisen. Die beiden kennen sich bereits seit der Schule und leben seit fast zehn Jahren zusammen.
Im Mittelalter galt die Sichtung eines Unglückshähers (Perisoreus infaustus) als Vorzeichen drohenden Unglücks – aus dieser Zeit stammt auch der meiner Meinung nach eher unpassende Name für eine der faszinierendsten Vogelarten, die ich bisher fotografieren konnte. Denn ganz im Gegenteil zu ihrem schlechten Ruf, bescherten diese kleinen Vertreter der Rabenvögel mir einige glückliche und unvergessliche Momente in Lappland.
Während einer Skandinavien-Reise im Herbst 2018 sollte eigentlich die Landschaftsfotografie im Vordergrund stehen. Eher durch Zufall fielen mir dann bei einer Wanderung am frühen Morgen drei Unglückshäher auf, die mich zwitschernd auf meinem Weg durch den alten Nadelwald des Stora Sjöfallets (Schweden) begleiteten.
Schon von Natur aus zeigt der Unglückshäher gegenüber Menschen nur wenig Scheu. Er wird stets durch seine Neugier angetrieben. Innerhalb von nur wenigen Tagen hatten sich die Tiere so sehr an mich gewöhnt, dass ich teilweise schon in den frühen Morgenstunden zwitschernd von ihnen erwartet wurde. Im Licht der Sonne strahlte das Gefieder der Unglückshäher in traumhaft schönen Orangetönen, die kontrastreich aus der ansonsten knorrigen und eher farblosen Umgebung des Nadelwaldes hervorstachen. Ich konnte bei diesem Anblick einfach nicht anders und wich von meinem ursprünglichen Plan der Landschaftsfotografie ab, um mich einem anderen Projekt zu widmen – einer Bildserie über die Unglückshäher.
Und so verbrachte ich teilweise über vierzehn Stunden täglich in einem kleinen Waldabschnitt. Manchmal hatte ich Glück und konnte innerhalb weniger Minuten mein erhofftes Motiv umsetzen, oft wartete ich aber auch stundenlang, ohne einen einzigen Unglückshäher zu sehen. Wenn einer der Vögel in meine Nähe kam, hüpfte er über den Waldboden auf der Suche nach den letzten Blaubeeren oder glitt elegant von Ast zu Ast. Ich genoss jeden Moment bei diesen lebhaften Tieren.
Schneegestöber
Insgesamt verbrachten Lisa und ich fast zwei Wochen bei den Unglückshähern. Alle Bilder dieser Serie sind in einem kleinen Waldabschnitt inmitten des Stora Sjöfallet-Nationalparks entstanden. Das Wetter war dabei leider oft nicht auf unserer Seite, meistens standen wir im strömenden Regen und warteten vergebens auf die kleinen Vögel. Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, dass an unserem letzten Tag bei den Unglückshähern der erste Schnee fiel und sich somit noch einmal die Möglichkeit für neue Motive bot.
Futtervorräte
Unglückshäher sind Allesfresser. Ihre Hauptnahrung besteht aus Samen von Nadelbäumen, Nüssen und Beeren, Kleintieren, Eiern, Aas und Insekten. Sie legen für den Winter Futtervorräte in der Rinde von Bäumen an, die sie dann auch im dichten Schnee wiederfinden können. Das gesammelte Futter wird mit ihrem eigenen Speichel verdickt und dadurch haltbar gemacht.
Schattenspiel
In den Wäldern rund um den Stora Sjöfallet-Nationalpark findet man neben Totholz und uralten Kiefern vor allem größere Geröllfelder. Die Gesteinsbrocken sind meist von faszinierend strukturierten Flechten überzogen. Um diese Details in meine Bilder einzubeziehen, habe ich mittels eines Blitzlichts den Schatten eines Unglückshähers auf eine solche Oberfläche projiziert.
Silhouette
Unglückshäher sind eher stumm, können aber wie Eichelhäher krächzen, wenn sie erschreckt werden. Sie leben in der Regel unauffällig und zurückgezogen, sind aber trotzdem nicht scheu, sondern verhalten sich eher neugierig.
Ein neuer Freund
Schon von Natur aus zeigt der Unglückshäher gegenüber Menschen wenig Scheu. Innerhalb von nur wenigen Tagen hatten sich einige der Vögel bereits an mich, meine Kamera und die Blitzaufbauten gewöhnt. Ich habe jeden Moment bei diesen aufgeweckten Vögeln genossen.
Farbenpracht
Die rötlichen Schwanz- und Flügelfedern des Unglückshähers sind oft nur im Flug zu erkennen. Im Gegenlicht strahlt das Gefieder jedoch in traumhaft schönen Rot- und Orangetönen, die kontrastreich aus der ansonsten knorrigen und eher farblosen Umgebung des Nadelwaldes hervorstechen.
Detail
Ich arbeite besonders gerne in Form von Bildserien; dabei versuche ich gerade in der Tierfotografie, möglichst viele Facetten einer Tierart und ihrer Verhaltensweisen sowie ihres Lebensraumes darzustellen. Auch kleine Details, wie beispielsweise der Schnabel des Unglückshähers, können eine Serie bereichern. Zwischen den Stämmen der oft Jahrhunderte alten Bäume ergeben sich in den frühen Morgenstunden und in der Dämmerung immer wieder traumhafte Lichtstimmungen, sodass sich auch ein Schnabel gut in Szene setzen lässt.
Bote des Unglücks
Im Mittelalter galt die Sichtung eines Unglückshähers bei uns als Vorzeichen drohenden Unglücks – aus dieser Zeit stammt auch der meiner Meinung nach eher unpassende Name für eine der faszinierendsten Vogelarten, die ich bisher fotografieren konnte. Denn ganz im Gegenteil zu ihrem damaligen schlechten Ruf, bescherten diese kleinen Vertreter der Rabenvögel mir einige glückliche und unvergessliche Momente in Lappland.
Auf der Suche
Teilweise verbrachte ich über vierzehn Stunden täglich bei den Unglückshähern. Manchmal hatte ich das Glück, mein erhofftes Motiv innerhalb weniger Minuten umzusetzen. Oft wartete ich aber auch stundenlang, ohne einen einzigen Unglückshäher zu sehen. Hier kam dann endlich einer der Vögel in meine Nähe und hüpfte nur wenige Meter von mir entfernt auf der Suche nach den letzten Blaubeeren über den Waldboden.
Vergänglichkeit
Zur Abwehr von Fressfeinden verfügen Unglückshäher über ein sehr komplexes Warnsystem. Wird ein potentieller Feind in der Nähe entdeckt, werden über spezifische Rufe Artgenossen zur Hilfe gerufen, um den Räuber in die Flucht zu schlagen. Diese Laute umfassen über 25 verschiedene Variationen, je nach Art der Bedrohung.