FRITZ PÖLKING PREIS UND FRITZ PÖLKING JUGENDPREIS 2024

Hector Cordero aus Spanien gewinnt den Fritz Pölking Preis 2024 mit einer Story über Zugvögel, die in jedem Jahr auf die riesigen Glasflächen der New Yorker Hochhäuser prallen. Den Fritz Pölking Jugendpreis 2024 konnte Gianluca Damiani mit einer Dokumentation über das Überleben von Wildtieren im Großstadtdschungel Roms für sich entscheiden.

Dieser internationale Preis ist ein Sonderpreis des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres und wird seit siebzehn Jahren zu Ehren des 2007 verstorbenen Fritz Pölking von der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) gemeinsam mit dem Tecklenborg-Verlag ausgeschrieben. Er wird jährlich für ein herausragendes fotografisches Werk vergeben. Dies kann sowohl ein naturfotografisches Projekt als auch ein Portfolio sein.

Fritz Pölking Preis 2024

Hector Cordero | Invisible killers - 3

Hector Cordero | Projekt: Invisible killers – über den Einfluss von Licht und Glas auf Zugvögel

Allein in den Vereinigten Staaten sterben jährlichrund 624 Millionen Vögel durch den Aufprall aufverglaste Flächen. Eines der Epizentren solcher Kollisionen ist New York City .... mehr...

Fritz Pölking Jugendpreis 2024

Gianluca Damiani | Urban Jungle - 1

Gianluca Damiani | Projekt: Urban jungle

Die Zahl der Menschen wächst noch immer und überall auf der Welt sind ihre Spuren unübersehbar. Dadurch wird dieTier- und Pflanzenwelt vor neue Herausforderungen gestellt, und die Arten sind gezwungen, eine Entscheidung zu treffen: Anpassung und Überleben oder Flucht?... mehr...

Kommentar der Jury 2024

Die Jury, bestehend aus Alexa Keefe (UK), Rachael Talibart (UK), Marcus Westberg (PT), Matt Maran (UK) und Stephan Fürnrohr (DE) sowie Hans-Peter Schaub (DE, Naturfoto) und Gisela Pölking (DE), traf sich live in Potsdam.

Im Namen der Jury - Hans-Peter Schaub:

Bei den meisten Fotowettbewerben werden – oft in unterschiedlichen Kategorien – die nach Meinung der Jury jeweils besten Einzelbilder gekürt. Dagegen gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden. Tatsächlich ergibt sich auf diese Weise sogar eine gewisse „Demokratisierung“ der Fotografie. Der einmalige „Glücksschuss“ eines Amateurfotografen hat die gleichen Erfolgschancen wie das vielleicht einer umfangreichen Serie entstammende Bild aus einer mit großem Aufwand professionell fotografierten Reportage. Was zählt, ist der Eindruck, den die Aufnahme bei der Jury hinterlässt, die oft nur wenige Sekunden Zeit hat, sich ein Bild anzuschauen. Insgesamt betrachtet vermitteln die renommierten Wettbewerbe durchaus einen guten Überblick aktueller Themen und Bildsprachen, und beim Blättern durch die jeweiligen Kataloge gibt es regelmäßig gute Gründe zum Staunen. Die gibt es auch, wenn man sich die erfolgreichen Portfolios anschaut, die in den letzten Jahren mit dem Fritz Pölking Preis beziehungsweise dem Fritz Pölking Jugendpreis bedacht wurden. Anders als bei der oben beschriebenen Art von Wettbewerben wird hier jeweils ein Portfolio, also eine in sich geschlossene Arbeit aus mehreren Bildern, bewertet. Entscheidend für einen Erfolg sind dann sowohl die Qualität der einzelnen Aufnahmen als auch deren Zusammenstellung, die letztendlich möglichst unterschiedliche Aspekte eines Themas aufzeigen oder gar eine konsistente Geschichte erzählen. Während Zufall sowie Glück gepaart mit technischem und gestalterischem Geschick zu einem spektakulären Einzelbild führen können, erfordert ein überzeugendes Portfolio eine tiefere und intensivere Beschäftigung mit dem Thema – oft über einen längeren Zeitraum. Das mag ein Grund sein, warum sich nach wie vor nur vergleichsweise wenige Fotografinnen und Fotografen an diesem renommierten und auch hoch dotierten Wettbewerb beteiligen. In Serien zu denken, ist eben ungleich schwerer als ein einzelnes Bild zu gestalten. Das ist bedauerlich, denn gut erzählte, tiefgründige Bildgeschichten sind mächtige Mittel, um auf Missstände ebenso wie auf die vielen wundervollen Dinge, die die Natur unseres Planeten ausmachen, aufmerksam zu machen. Die Bildserien der diesjährigen Gewinner des Fritz Pölking Preises sowie des Fritz Pölking Jugendpreises belegen das einmal mehr in eindrucksvoller Weise.

Der Spanier Hector Cordero erzählt in seiner Bildserie von den zahllosen Vögeln, die alljährlich auf die riesigen Glasflächen der New Yorker Hochhäuser prallen. Allein in New York City sterben nach Erhebungen der Audubon Society auf diese Weise rund 230.000 Vögel pro Jahr. Hector ist es gelungen, mit wenigen Bildern eine Geschichte zu erzählen, die auch gänzlich ohne begleitenden Text verständlich wird. Besonders gut gefiel der Jury dabei, dass er sich nicht allein auf die fraglos dramatischen und betrüblichen Aspekte beschränkt, sondern auch zeigt, wie sich das Problem, wenn auch nicht gänzlich lösen, so doch in seinen Auswirkungen stark abmildern lässt. Lediglich sieben Einreichungen gab es in diesem Jahr zum Fritz Pölking Jugendpreis. Der Gewinner, Gianluca Damiani aus Italien, promoviert derzeit zu Anpassungen von Vögeln im urbanen Raum. Sein Portfolio gibt Einblick in die erstaunliche Vielfalt der Tierwelt rund um die antiken Ruinen Roms. Mit unterschiedlichen Techniken und einem breiten Spektrum verschiedener Perspektiven zeigt er, was den meisten der zahlreichen Menschen, die diese Orte besuchen, verborgen bleiben dürfte. Seine Serie ist zudem ein überzeugender Beleg dafür, wie lohnend es sein kann, im eigenen Umfeld nach Themen zu suchen.

Zwei höchst unterschiedliche Bildserien, die jeweils in einem urbanen Umfeld entstanden sind, waren also in diesem Jahr erfolgreich. Beide erzählen mit sorgfältig komponierten Bildern jeweils eine interessante Geschichte.

Wer in der Natur fotografiert, ist Zeuge dessen, was um uns herum geschieht. Wir besitzen mit unseren Kameras großartige Werkzeuge, negative wie positive Aspekte zu dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Man kann daher nur hoffen, dass sich künftig mehr Fotografinnen und Fotografen an diese, zugegeben aufwendige Art des Geschichtenerzählens wagen und sich dann natürlich auch gerne an künftigen Auflagen des Fritz Pölking Preises beteiligen werden.