Juroren wollen meist jene Qualitäten in den ihnen zur Beurteilung vorgelegten Werken entdecken, die sie gerne auch an sich selbst bemerken möchten. Da ich mich hierin nicht von anderen Juroren unterscheide, möchte ich mich Ihnen, den konkurrierenden Wettbewerbsteilnehmern, kurz vorstellen und erläutern, was mich als Fotograf antreibt.
Mein Interesse an der Naturfotografie lässt sich auf ästhetische und intellektuelle Bedürfnisse zurückführen. Ich halte es für wichtig, zu einem tieferen Verständnis meiner Motive zu gelangen, handele es sich dabei nun um eine Art oder ein ganzes Ökosystem. Ein solches Verständnis dient der Findung eines passenden ästhetischen Ansatzes. Dementsprechend nenne ich keinen fotografischen Stil mein Eigen. Vielmehr setze ich mich mit meinen ganz persönlichen Grenzen der Wahrnehmung auseinander, Grenzen, die ich hinter mir lassen möchte, um meinen Motiven gerecht zu werden. Jedes neue Thema und jede neu beackerte Tierart verlangen einen angepassten Fotostil. Diesen Stil betrachte ich als dem Motiv und seiner Umgebung innewohnend. Entweder ich treffe ihn, oder ich fehle.
Solch hohen Zielen zum Trotz habe ich im Rahmen von Umweltreportagen auch Stile wild miteinander gemischt. Thematisiert man jedoch ein bestimmtes Lebewesen in seinem natürlichen Umfeld, so halte ich es für immens wichtig, auf eine Einheit von Ort und Licht zu achten, um so einen kohärenten Rahmen zu schaffen. Darüberhinaus hilft mir das Studium aller einschlägigen Veröffentlichungen zu einem gewählten Thema, wichtige Entscheidungen zu treffen. Während meiner Arbeit im Umfeld von Wildtieren gehe ich besonders behutsam vor, um die Tiere langsam an meine Gegenwart zu gewöhnen. So gelingt es mir desöfteren, den Tieren als vertrauenswürdiges, offen sichtbares und langsames Säugetier zu erscheinen. Diese Arbeitsweise funktioniert nicht bei allen Tieren: Sind sie selten oder scheu, oder handelt es sich um große Raubtiere, sollte man davon Abstand nehmen.
Geistige Nahrung schenkt mir die Tierfotografie, da sie mir sowohl die unmittelbaren Absichten individueller Tiere als auch die treibenden Kräfte hinter der Evolution von Verhaltensweisen verständlich machen kann. Besonders interessieren mich das natürliche und das Entwickelte Verhalten von Haustieren und deren Vorfahren, ein Feld, mit dem ich mich privat auch wissenschaftlich auseinandersetze. Die Hauptthemen meiner veröffentlichten Arbeiten sind bislang Kegelrobben und Alkenvögel.