Der niederländische Fotograf Jasper Doest erzählt visuelle Geschichten, die die Beziehung zwischen Mensch und Natur erforschen. Als studierter Ökologe weiß er, dass das menschliche Leben von allem abhängt, was unser Planet zu bieten hat, und dass die derzeitigen Konsummuster der Menschheit nicht nachhaltig sind.
Doest glaubt fest an die Kraft der Fotografie, um Veränderungen zu bewirken, und er ist Senior Fellow der International League of Conservation Photographers und Botschafter des World Wildlife Fund. Jasper Doest ist einer der Fotografen des Magazins National Geographic. Zu seinen Auszeichnungen gehören vier World Press Photo Awards, und im Jahr 2020 wurde er von der GDT als Europäischer Naturfotograf des Jahres ausgezeichnet.
Der Regenwald des Lopé-Nationalparks in Zentral-Gabun ist einer der letzten sicheren Zufluchtsorte für den vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Waldelefanten (Loxodonta cyclotis). Wissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass der Klimawandel Einfluss auf den Fruchtansatz vieler Baumarten im Regenwald hat. Diese Früchte sind eine der wichtigsten Nahrungsquellen für Waldelefanten und viele andere größere Säugetiere. Untersuchungen ergaben, dass sich die körperliche Verfassung der Waldelefanten deutlich verschlechtert hat, was auf einen Rückgang der Fruchtproduktion in den Wäldern von Lopé um 81 % in den letzten 30 Jahren zurückzuführen ist.
Die Nahrungsknappheit in einer der letzten Hochburgen der afrikanischen Waldelefanten gibt Anlass zur Sorge, ob diese Art und andere von Früchten abhängige Vertreter der Megafauna langfristig überleben können – mit möglicherweise fatalen Folgen für das Funktionieren der Ökosysteme und der Biosphäre im Allgemeinen. Diese Geschichte ist eine Mahnung daran, dass Pflanzen-und Tiergemeinschaften selbst in Regionen, in denen der direkte menschliche Einfluss noch gering ist, nicht vor den schleichenden Auswirkungen des Anthropozäns geschützt sind.
Tief im Regenwald des Lopé-Nationalparks in Gabun bewegt sich ein Waldelefant durch die dichte Vegetation. In den Wäldern Gabuns leben etwa 70 Prozent der verbliebenen Waldelefanten Afrikas, was dieses Land zur letzten stabilen Hochburg dieser Art macht. Sowohl der Regenwald als auch seine Megafauna sind gut geschützt, doch der Klimawandel gefährdet beide.
Ein Afrikanischer Waldelefant streckt seinen Rüssel aus, um sich an den Früchten des Baumes Detarium macrocarpumzu laben. Waldelefanten sind für ihr Überleben auf Früchte angewiesen, und umgekehrt sind viele fruchttragende Pflanzenarten auf die Megafauna des Waldes angewiesen, die für die Verbreitung ihrer Samen sorgt. Die Samen von Detarium macrocarpumkönnen nur keimen, wenn sie den Verdauungstrakt eines Tieres durchlaufen haben. Von allen Tieren ist der Waldelefant der größte Verbreiter von Samen im afrikanischen Regenwald. Während das Fruchtfleisch ein wesentlicher Bestandteil seiner Ernährung ist, passieren die Samen das Verdauungssystem unbeschädigt.
Früchte sind eine wichtige Ressource für viele Vertreter der afrikanischen Megafauna. Nachdem sie einen der umfassendsten Walddatensätze der Welt analysiert hatten, veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Stirling in Schottland in Zusammenarbeit mit der gabunischen Nationalparkbehörde (ANPN) jedoch einen Berichtim Magazin Science, in dem sie einen alarmierenden Rückgang der Fruchtmenge im Lopé-Nationalpark um 81 % in den letzten 30 Jahren feststellen.
An einem bedeckten Tag, lange vor Sonnenaufgang, grast ein abgemagertes Waldelefantenweibchen auf einer Lichtung. Nach der Analyse von über 2.500 Fotografien aus den Jahren 1997 bis 2018 haben Wissenschaftler der Universität Stirling eine langfristige Verschlechterung der körperlichen Verfassung von Waldelefanten im Lopé-Nationalpark festgestellt. Da diese Daten mit dem Rückgang der Fruchtproduktion im Wald korrelieren, sind sowohl die Rückgänge beim Fruchtansatz als auch die Verschlechterung der körperlichen Kondition der Elefanten ein
Anzeichen für systemweite Veränderungen, die sich unverhältnismäßig stark auf die Funktionsweise und die Stoffflüsse des Ökosystems auswirken dürften.
Hoch über dem Waldboden wachsen die Früchte eines Baumes namens Omphalocarpum procerumdirekt aus dem Stamm und den größeren Ästen. Waldelefanten sind die einzigen Tiere, die in der Lage sind, die hartschaligen Früchte des Omphalocarpumzu fressen und dessen Samen zu verbreiten, so dass dieser Baum vollständig von Waldelefanten abhängig ist. In Regionen Afrikas, in denen die Elefanten durch Wilderei ausgerottet wurden, verrotten die Früchte von Omphalocarpumauf dem Boden und die Bäume können sich nicht mehr vermehren.
Edmond Dimoto und Lisa-Laure Ndindiwe Malata untersuchen während der monatlichen Phänologie-Studie die Baumkronen im Lopé-Nationalpark. In Lopé findet die längste kontinuierliche Studie zur Phänologie tropischer Bäume in Afrika statt. Die Forscher nutzten die Daten, um über einen Zeitraum von 32 Jahren (1986 bis 2018)die Veränderungen in der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Blüten, unreifen Früchten und reifen Früchten für 73 Baumarten zu quantifizieren. Sie stellten fest, dass sich die Bäume in Lopé mittlerweile seltener fortpflanzen und dass die Wahrscheinlichkeit, Blüten und Früchte zu finden, im Laufe der Zeit deutlich gesunken ist. Es ist anzunehmen, dass die klimatischen Veränderungen am Standort zu dieser Verschiebung der Reproduktion beigetragen haben.
Eine Elefantenkuh kaut auf einer Detarium macrocarpum-Frucht, während sie ihr Kalb auf einem alten Elefantenpfad durch den Wald führt, aufgenommen mit einer DSLR mit Infrarotkonvertierung. Waldelefanten haben eine außergewöhnlich niedrige Geburtenrate. Wenn sie aufgrund des geringeren Angebots an Früchten weniger hochwertige Nahrung erhalten, ist die Fähigkeit der Population, sich zu erholen, selbst bei gutem Schutz gefährdet.