Seit Karsten Mosebach (Jg. 1969) vor knapp 30 Jahren von einem Freund mit auf die Pirsch genommen wurde, gibt es für ihn nichts Spannenderes als mit dem Fotoapparat unterwegs zu sein. Wann immer es geht, ist er mit der Kamera draußen und fotografiert mit großer Begeisterung in der Natur. Besonders freut es ihn, wenn er einzelne Arten über lange Zeiträume durch die Kamera beobachten und fotografieren kann.
Karsten Mosebach fotografierte im Verlauf von anderthalb Jahren insgesamt neun Monate lang die Eulen auf dem Dachboden eines nahegelegenen Bauernhofs.Mit seinem Portrait über Schleiereulen gibt uns Karsten Mosebach nicht nur einen faszinierenden Einblick in das Leben und den Lebensraum der Schleiereulen, er zeigt auch auf eindrucksvolle Weise, was entstehen kann, wenn man seinen inneren Schweinehund überwindet, und den Mut und die Energie aufbringt, damit aus einer kleinen Idee ein großartiges Projekt werden kann.
Nicht weit von meinem Wohnort entfernt, liegt ein Bauernhof, der „aus der Zeit gefallen“ scheint. Alles ist krumm und schief, moderne Geräte findet man dort nicht. Auf der Diele sind Schafe, Ziegen und Enten untergebracht, und auf dem Dachboden lagern Heu, Stroh und Getreide. Während der Eulenkasten in einem der Nebengebäude als Brutplatz genutzt wird, gehen die Schleiereulen auf dem Dachboden im Hauptgebäude auf die Jagd oder verschlafen dort die Tage.
Im Verlauf von anderthalb Jahren fotografierte ich insgesamt neun Monate lang die Eulen im und rund um das alte Gebäude. Während ich zu Beginn lediglich ein paar Flugaufnahmen machen wollte, verliebte ich mich jedoch rasch in diesen wunderbaren Ort. Und so begann ich, die Scheune selbst in die Motive einzubeziehen, so dass letztlich ein Porträt über die Schleiereulen in ihrem Lebensraum entstand.
Eine zentrale Rolle in vielen Bildern spielt ein altes Fenster mit einer zerbrochenen Scheibe, durch das die Tiere oft ein- und ausgeflogen sind. Ich gewöhnte die Vögel an schwaches Licht, das über den gesamten Zeitraum allabendlich auf dem Dachboden leuchtete, so dass ich die Tiere überhaupt sehen konnte. Zunächst fotografierte ich aus einem Tarnzelt heraus, im Verlauf der Monate gewöhnten sich die Eulen aber soweit an meine Gegenwart, dass ich – still sitzend – schließlich ohne Tarnung auskam. Für die meisten Fotos verwendete ich ein oder mehrere Blitzgeräte. An Abenden, an denen ich nicht anwesend war, kam außerdem eine Lichtschranke zum Einsatz.
Die Bilder der Serie entstanden in den Jahren 2015 und 2016, und auch in diesem Jahr haben die Eulen Nachwuchs.
Auf dem Balken
Dieser Balken diente häufig als erster Sitzplatz beim Hereinfliegen in die Scheune. Nikon D800, 2.8/14-24mm, ISO 500, 1 Blitz, fernausgelöst synchron mit der Kamera, Stativ
Im Anflug
Ein 500-Watt-Baustrahler auf einem eigens aufgebauten Gerüst strahlt die Wand an. Durch die vergleichsweise lange Belichtungszeit von 1/6 Sekunde hinterlässt die Eule eine „Leuchtspur“. Zusätzlich hellt ein Blitz das Tier auf. Nikon D800, 2.8/70-200mm, ISO 640, 1 Blitz, fernausgelöst synchron mit der Kamera, Stativ
Perfekte Symmetrie
Losgelöst aus Zeit und Raum, konzentriert sich der Blick auf den schönen Vogel. Nikon D800, 4.0/16-35mm, ISO 400, 2 Blitze, Lichtschranke, Stativ
Eingerahmt
Die Eule legt einen Zwischenstopp im Fensterrahmen ein. Nikon D5300, 4.5-5.6/80-400mm, ISO 2500, Stativ
Kontur
Die Kamera habe ich mit einem Elektro-Fernauslöser bedient. Auf der Kamera sitzt ein Blitz, der das Tier indirekt und schwach von vorne beleuchtet und einen zweiten Blitz auslöst, der die Eule von schräg hinten konturiert. Der Staub in der Scheune zeichnet sich durch den leichten Schleier links im Bild ab. Nikon D800, 4.5-5.6/80-400mm, ISO 1600, 2 Blitze fernausgelöst, Stativ
Sternenhimmel
Ich löste die Kamera von Hand aus, am Fuß des Giebels stehend. Das Blitzlicht ist in seiner Leistung auf 1/32 reduziert und auf die prognostizierte Flugbahn gerichtet, so dass die Wand selbst nicht angestrahlt wird. Nikon D800, 2.8/24-70mm, ISO 800, 1 Blitz, Stativ
Geistereule
Der Baustrahler strahlt von außen auf das Fenster. Die Belichtungszeit der Kamera beträgt 1/6 Sekunde, schwaches Blitzlicht hellt die Eule auf. Nikon D800, 2.8/70-200mm, ISO 400, 2 Blitze, Stativ
Bauernhof
Über den Misthaufen hinweg fliegt die Eule in die Scheune. Mit der ersten Aufnahme habe ich die Eule fotografiert, anschließend noch 23mal den Sternenhimmel. Nikon D800, 2.8/14-24mm, ISO 800, 1 Blitz, 24 Einzelaufnahmen, Stativ
Dunkel
Kurz vor der Erntezeit ist der Dachboden leer, bis auf wenige Reste ist das Heu verbraucht. Nikon D800, 3.3-4.5/24-50mm, ISO 400, 2 Blitze, Stativ