Sergio Marijuán (1993) ist Naturfotograf aus Spanien. Zurzeit lebt er in der Provinz Valladolid, wo der Sommer die Landschaft in leuchtendes Gelb taucht, der lange Winter das Leben zur Ruhe kommen lässt, und wo die Tiere scheu sind und im Verborgenen leben.
Erst im Jahr 2010 hat er die Fotografie für sich entdeckt und sich auf diesem Gebiet als Autodidakt beständig weiterentwickelt. Seit 2015 arbeitet er als professioneller Fotograf, was ihn mit großer Freude erfüllt, kann er dadurch doch mehr Zeit in der Natur verbringen. Durch seine Bilder möchte er seine Gefühle und Erlebnisse mit anderen teilen und ein Interesse an der Natur wecken. Im Augenblick arbeitet er für verschiedene Naturschutz-Projekte, denn es ist ihm ein Anliegen, das zu schützen, was er liebt.
Während der ersten Jahre hat Sergio vor allem seine nähere Umgebung mit der Kamera erkundet. Unzählige Sonnenauf- und –untergänge hat er dabei erlebt, und viele Stunden in den Wäldern verbracht, wenn er imDie Magie der Begegnung mit einem Tier in der Dämmerung, der Klang des Rufes, den die Kraniche gen Himmel schicken, oder die geheimnisvolle Silhouette eines Steinbocks im Zwielicht – all das weckt Gefühle in mir, die sich nur schwer beschreiben lassen. Dieser Kontakt mit der Wildnis, diese oft einzigartigen Erfahrungen und Augenblicke berühren mich zutiefst. Ich empfinde die Begegnung mit Tieren als etwas ganz Besonderes, etwas, das mich beglückt, ja fast als ein Geschenk.
Ich habe mich bei diesem Projekt auf Bilder konzentriert, die diese Gefühle, die ich in meiner Erinnerung und in meinem Herzen trage, widerspiegeln. Diese Bilder sind für mich die Essenz unvergesslicher Augenblicke, die ich mit ganz verschiedenen Lebewesen verbracht habe, vom geheimnisvollen Iberischen Luchs bis zum leichten, zarten Schmetterling. Unterschiedliche Geschöpfe und unterschiedliche Lebensweisen – alle mit derselben Intention fotografiert:
Den Geist der Wildnis einzufangen und die Schönheit der Natur zu zeigen und jene tiefe Faszination, die wir seit jeher für sie hegen.
"Flüchtiger Moment"
Während ich durch einen Kiefernwald ganz in der Nähe meines Hauses wanderte, fielen mir die zahlreichen kleinen Schmetterlinge auf, die vor meinen Füßen aufflogen. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem viel größeren Tier, aber ich konnte der Eleganz dieses kleinen Falters einfach nicht widerstehen. Wieviel Schönheit sich doch auf so wenigen Zentimetern entfalten kann …
"Fischer in der Nacht"
Es gibt Momente in der Natur, die ich idealisiere, und die meine Fotografie inspirieren. Schon seit vielen Jahren konnte ich beobachten, wie sich die Reiher abends am Fluss versammeln, und ich stellte mir vor, wie diese Szenerie wohl im Licht des Mondes aussieht. Eines Tages ergab sich die Möglichkeit, meine Vorstellung in ein Bild zu verwandeln.
"Iberische Essenz"
Der Geist der mediterranen Wälder, ein Juwel der iberischen Halbinsel. Seine bloße Existenz macht uns wachsam und gespannt. Mit meinem Bild versuchte ich, sein scheues, geheimnisvolles Wesen zu betonen: Eine Wischer-Aufnahme, die seine Flüchtigkeit darstellt, und ihn dennoch anhand seiner charakteristischen Körpermerkmale erfahrbar macht.
"Einsame Silhouette"
Wenn sich der Winter in den Bergen der Sierra de Gredos dem Ende neigt, trennen sich die männlichen Steinböcke von den Weibchen. Es war schon später Nachmittag, als ich dieses Männchen fand. Beeindruckt von seinem mächtigen Gehörn, versuchte ich, dieses fotografisch zu betonen. Bis in die Nacht hinein begleitete ich das eindrucksvolle Tier; dann wurde es Zeit für mich heimzukehren, und der Herrscher der Berge blieb allein zurück in seinem Reich.
"Wie im Traum"
An diesem Morgen lag der See vor mir wie eine große weiße Leinwand; dichter Nebel kroch in jeden Winkel, und die Luft war gesättigt von Feuchtigkeit. Als die Sonne aufging, hob sich der weiße Vorhang, und ich konnte in der Ferne einen Trupp Kormorane bei der Nahrungssuche erkennen. Ich dachte mir, wie schön es doch wäre, jeden Tag in solch einer Atmosphäre verbringen zu dürfen.
"Die Träume des Raben"
Ich versuche gerne, natürliche Elemente auf kreative Weise zu nutzen. Das Bokeh, das durch die belaubten Zweige des Baumes hervorgerufen wird, schafft einen perfekten abstrakten Hintergrund für die kompakte Silhouette des Raben.
"Verehrung"
Ich wollte ein Bild mit mystischer Anmutung machen, und so fotografierte ich diese Spiegelung der Kraniche auf einem gefrorenen See. Die Haltung der Vögel am Rande der Komposition wirkt gerade so, als wollten sie dem Kranich in der Mitte des Bildes ihre Ehrerbietung erweisen.
"Begegnung in der Dämmerung"
An diesem Tag hatte ich mich sehr früh auf den Weg in die Berge gemacht; es war noch dunkel und am Himmel standen die Sterne. Im ersten Licht des nahenden Tages sah ich eine schattenhafte Bewegung: Es war ein neugieriger junger Fuchs, der gerade lange genug verharrte, dass ich dieses Bild machen konnte. Das war eine glückliche Fügung, denn in Spanien sind Füchse normalerweise sehr scheu.
"Ein Lied zum Himmel"
Im Winter ziehen Tausende von Kranichen nach Spanien, wo sie auf den abgeernteten Feldern nach Nahrung suchen. Als Teil des Balzrituals recken diese majestätischen Vögel ihren Hals zum Himmel und stoßen weithin hallende trompetende Rufe aus.
Der Kuss
Wann immer ich Raben fotografiere, bin ich überrascht, wie ähnlich ihr Verhalten dem unseren ist, in der Art wie sie miteinander kommunizieren, sich streiten und wie sie ihre Gefühle füreinander ausdrücken.