GDT Meinungsforum

Thema: Schadet Blitzlicht fotografierten Tieren?

  • Verfasser Nachricht
  • Verfasser: Portrait Sm
    Winfried Wisniewski
    (GDT-Mitglied)
    17.03.2017 um 16:14 Uhr
    Nachricht:
    Im Kollegenkreis kam die Frage auf, ob Blitzlicht beim Fotografieren Tiere schädigen oder stören kann. Kennt jemand eine Untersuchung, die zu dieser Frage Auskunft gibt? Ich meine damit nicht solche Ansichten wie: "Das sieht doch jeder, dass die Tiere schaden nehmen, weil sie doch so empfindliche Augen haben." Ich frage nach nachprüfbaren Ergbnissen wissenschaftlicher Untersuchungen.


  • Verfasser:
    Markus Weyers
    (GDT-Mitglied)
    17.03.2017 um 19:09 Uhr
    Nachricht:
    Hallo Winfried,

    ich hatte mir vor einiger Zeit mal die gleiche Frage gestellt und die an Onkel Google weitergeleitet. Dabei bin ich auf eine Diskussion im DSLR-Forum mit einem Zitat der Tierärztlichen Klinik Hannover (http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=254759) gestoßen. Kurzfassung: das Blitzlicht schadet Tieren nicht.
    Da hast Du Deine wissenschaftliche Aussage, obwohl ein solches Zitat aus einem Forum als Quelle in einer wissenschaftlichen Arbeit kaum wiederum zitierfähig wäre.

    Ich habe auch eigene Erfahrungen mit dem Einsatz von Blitzgeräten bei Vögeln.
    Ich habe einen Workshop zur Kurzzeitfotografie mit einem Flugtunnel gemacht, dabei wird natürlich auch geblitzt - anders funktioniert das mit der Kurzzeitfotografie nicht. Nach meinem Eindruck wären die Vögel lieber ohne Blitzlicht fotografiert worden. Allerdings hat es sie nicht so sehr gestört, als dass sie nicht immer wieder in den Flugtunnel geflogen wären, um sich dort ihr Futter zu holen - und zwischen "stören" und "schaden" liegt ja auch noch ein Unterschied.

    Internette Grüße,
    Markus


  • Verfasser: Portrait Sm
    Winfried Wisniewski
    (GDT-Mitglied)
    17.03.2017 um 23:01 Uhr
    Nachricht:
    Hallo Markus,

    das ist doch mal eine Antwort, die konkrete Hinweise auf eine wissenschaftliche Untersuchung liefert. Ich würde Deine Antwort auch gern in meinem Facebook account posten, wo sich erheblich mehr Leute für das Thema interessieren als hier. Bist Du einverstanden?

    Viele Grüße
    Winni


    Der Beitrag wurde zuletzt am 17.03.2017 um 23:01 Uhr bearbeitet.  [Beitrag zitieren]
  • Verfasser:
    Markus Weyers
    (GDT-Mitglied)
    18.03.2017 um 07:52 Uhr
    Nachricht:
    Hallo Winfried,

    selbstverständlich bin ich einverstanden.

    Bei einer Verbreitung, wie Facebook sie bietet, würde ich aber vielleicht noch zwei Punkte ergänzen:
    1. Kein Einsatz von Blitzen, wenn die Tiere keine Möglichkeit zur Flucht haben (Zoo, Gehege) und ganz besonders da nicht, wo es unerwünschte Folgen haben kann, wie z.B. am Nest, wenn nach dem Blitz die Brut verlassen wird.
    2. Auch wenn der Blitz dem Tier nicht schadet: dem Foto wird er in den meisten Fällen sehr wohl schaden ;)

    Diese zwei Dinge, die in der Zielgruppe dieses Forums selbstverständlich sind, sind es möglicherweise nicht bei allen Facebook-Nutzern.

    Internette Grüße,
    Markus


  • Verfasser:
    Christian Jakimowitsch
    (GDT-Mitglied)
    03.04.2017 um 15:48 Uhr
    Nachricht:
    Hallo Winnie,
    da ich ja viel mit Kamerafallen arbeite, bei denen ich nachtaktive Tiere mit Blitzlicht fotografiere, habe ich mich mit dem Thema ebenfalls auseinadergesetzt.

    Ich habe mich irgendwann mal mit Andreas Schüring unterhalten, er hat viele Nachtaufnahmen von Eulen gemacht und ist so ganz nebenbei auch Mediziner (ich glaube Andreas ist Internist). Er hat das bestätigt, was ich auch recherchiert habe: Das Wichtigste bei der Abwägung/Diskussion ob ein Schaden möglich ist oder nicht, ist die Energie die auf die Netzhaut trifft. Und bei einem normalen Blitzgerät würde (bei der kurzen Abbrenndauer) die Energie nicht ausreichen, um auf einer Netzhaut bleibende Schäden zu verursachen. Und dabei ist es egal, ob es sich bei der Netzhaut um die eines Menschen oder eines Tieres handelt. Die Energie die ein Autoscheinwerfer abgibt, ist nicht geringer.

    In meinem Job als Art Direktor habe ich (früher) viele Shootings für die Automobilwerbung betreut. Wenn man auf Shooting mit Blitzlicht gearbeitet hat (im Studio immer) dann wurde die Halle abgedunkelt und dann belichtet. Ich hatte mehrfach das Glück, dabei die volle Blitzdröhnung abzubekommen. Einmal hat ein Fotograf sogar neben mir direkt abgeblitzt (also den Kondensator entladen). Und das waren größere Blitzanlagen. Außer Mercedes E-Klassen als halbstündige Nachbilder habe ich keine bleibenden Schäden davongetragen, obwohl es bei den großen Studioblitzen durchaus möglich wäre. Ein kleines Blitzgerät hat aber nur einen Bruchteil der Leistung, und auch von daher kann bei diesen Blitzgeräten meines Wissens nach keine Schädigung der Netzhaut eintreten (bei nromaler Verwendung).

    Ein anderes Thema ist die Störung bzw. das Erschrecken der Tiere durch die Verwendung von Blitzlicht. Es gibt bestimmte Tierarten, die sich durch das Bitzlicht eher erschrecken. Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass Baummarder darauf schreckhafter reagieren als z.B. Dachse oder Waschbären. Eine Gewöhnung ist aber trotzdem auch bei den schreckhafteren Arten zu beobachten.

    LG, Christian


  • Verfasser: Portrait Sm
    Jürgen Sonnemeyer
    (GDT-Mitglied)
    15.02.2019 um 11:42 Uhr
    Nachricht:
    Falterfotografie:
    Bei Bläulingen sah ich Reaktionen. Sie verwechseln das Licht wohl mit der Sonne. Deshalb kein Blitzeinsatz mehr.
    Bei Taubenschwänzchen keine Reaktion, keine Irritation des Rüttelfluges und der weiteren Blütensuche.
    Es gibt Bericht, dass in Schmetterlingshäusern Falter durch viele Blitze geschädigt wurden.

    Noch zur Energie: Die Energie eines Autoscheinwerfers, die im Auge ankommt mag ebenso groß sein wie die eines Blitzes, der Blitz hat aber eine höhere Leistung, d.h. die Energie wird in sehr kurzer Zeit freigesetzt.

    Und noch etwas: Augen erblinden oft langsam. Jede zu starke Blendung setzt nur einen kleinen, unbemerkbaren Schaden. Bei Wiederholung geht es dann langsam mit der Sehkraft bergab bis zur Blindheit. Wurde früher bei Schiffskapitänen beobachtet, die zur Positionsbestimmung oft in die Sonne blickten.


  • Verfasser:
    Alexander Bischof
    (GDT-Mitglied)
    15.02.2019 um 16:53 Uhr
    Nachricht:
    Jürgen Sonnemeyer schrieb:
    Falterfotografie:
    Bei Bläulingen sah ich Reaktionen. Sie verwechseln das Licht wohl mit der Sonne. Deshalb kein Blitzeinsatz mehr.
    Bei Taubenschwänzchen keine Reaktion, keine Irritation des Rüttelfluges und der weiteren Blütensuche.
    Es gibt Bericht, dass in Schmetterlingshäusern Falter durch viele Blitze geschädigt wurden.

    Noch zur Energie: Die Energie eines Autoscheinwerfers, die im Auge ankommt mag ebenso groß sein wie die eines Blitzes, der Blitz hat aber eine höhere Leistung, d.h. die Energie wird in sehr kurzer Zeit freigesetzt.

    ...


    Hi,

    an dem Bericht mit den Schmetterlingen bin ich interessiert - hast du eine Quelle?

    Beim Begriff Energie müssen wir aufpassen.

    Ein Blitz hat immer die gleichte Leistung!, es wird lediglich die Brenndauer der Blitzröhre variiert. Je länger die Dauer, desto mehr Energie! wird auch abgegeben.


    Ich hatte auch schon gelesen, dass die Tiere mehrheitlich den Blitz eher wie Sonnenlicht wahrnehmen, z.B. sonniger Tag und die Sonne "blitzt" des öfteren durch das Blätterdach eines Baumes. <-- hat jetzt natürlich nix mit wissenschaftlichem Beweis zu tun.


    Der Beitrag wurde zuletzt am 15.02.2019 um 16:59 Uhr bearbeitet.  [Beitrag zitieren]
  • Verfasser:
    Martin Mildenberger
    (GDT-Mitglied)
    22.12.2020 um 20:58 Uhr
    Nachricht:
    Zum Thema Energie beim Blitz vielleicht noch ein weiteres Detail. Früher war es in der analogen Welt der Unterwasserfotografie nicht unüblich Weitwinkelblitze mit einer sehr hohen Stärke einzusetzen die 300 WS = Watt-Sekunden nicht selten überstiegen. Allerdings - und hier hat Alexander vollkommen recht - wird diese Energie nicht in einer Sekunde abgegeben sondern in einer viel kürzeren Zeit. Ein Volllastblitz brennt geschätzte 1/100 Sekunde und gibt in dieser Zeit die ganze in den Kondensatoren gespeicherte Energie ab. Für den Zeitraum einer 1/100 Sekunde wäre das also das Äquivalent von 300.000 Watt. Das kann man unter Wasser als Wärmeschauer spüren, wenn man die Hand vor den feuernden Blitz hält.
    Trotz dieser geballten Energie ist mir unter Wasser aber auch noch kein durch Blitzen ausgelöstes Verhalten aufgefallen. Bestenfalls durch Licht allgemein: Bei Gorgonenhäupter (oder Medusenhäupter), ein Schlangenstern, der nur Nachts auf Planktonfang geht ist defintiv eine Störung durch Licht festellebar. Dieser rollt sich ein und veschwindet in Löchern sobald ihn Licht, egal ob von Blitz oder Lampe trifft.
    Also Winni, so wie immer: nicht unsere Technik sondern wir selbst sind die Störenfriede.


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