• 17.12.2018 Nachruf

    Die GDT trauert um Hans-Martin Braun.

    Die GDT trauert um ihr langjähriges Mitglied Hans-Martin Braun. Hans-Martin verstarb überraschend am 11. Dezember 2018. Durch seinen Tod verlieren wir ein ehemaliges Vorstandsmitglied, einen ehemaligen Regionalgruppenleiter, einen begeisterten Naturfotografen, einen guten Freund. All seinen Angehörigen gilt unsere herzliche Anteilnahme und unser ganzes Mitgefühl.

    Lesen Sie den persönlichen Nachruf von seinem GDT-Weggefährten Bernd Liedtke…

    Erinnerungen an Hans-Martin Braun

    Wenige Tage vor seinem überraschenden Tod am 11. Dezember hatte ich mit Hans-Martin telefoniert und mit ihm einen lange überfälligen Besuch bei ihm vereinbart. Es war wie immer ein lockeres, freundschaftliches Gespräch und Hans-Martin wirkte auf mich entspannt und optimistisch. Eine zweite Augenoperation sollte bald stattfinden und er erhoffte sich davon eine Verbesserung seiner Sehfähigkeit. Umso betroffener war ich, als ich einen Tag vor meinem geplanten Besuch einen Anruf von seiner Frau Inge erhielt und sie mir mitteilte, dass er am Vormittag verstorben war.
    Hans-Martin wird mir mit seiner gelebten Zuversicht in guter Erinnerung bleiben. Einer Zuversicht, die er trotz seiner vielen mit der langjährigen chronischen Krankheit verbundenen körperlichen Einschränkungen hatte.
    Ich habe überlegt, ob ich jetzt hier auf seine frühere Mitarbeit im Vorstand der GDT und auf seine über viele Jahre engagierte Leitung der Regionalgruppe VI ausführlicher eingehen soll. Für mich und viele andere hätten auch seine Hunsrücker Naturfototage eine Nachbetrachtung verdient. Es war für mich immer wieder ein Rätsel, wie er es schaffte, so viele hervorragende Referenten für sein regionales Festival zu gewinnen. Ich habe auch noch gut in Erinnerung, wie das Gelingen manchmal noch wenige Tage vorher teilweise auf der Kippe stand. Für die Besucher war davon aber nichts zu spüren, wenn er gewohnt souverän seine Naturfototage moderierte. Viele werden ihn wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Naturfotografie vermissen.

    Für mich gehören viele andere Erinnerungen zu dem Bild, das ich von ihm habe und diese erscheinen mir persönlich für einen Nachruf auf Hans-Martin bedeutsamer.
    Er war für mich ein ehrlicher, offener Freund, der nicht zuletzt mit einer guten Portion Humor ausgestattet war. Einem Humor, der nicht zu Lasten anderer ging. Er konnte herzlich über sich selbst lachen. Mir fällt eine Geschichte ein, die er selbst gerne erzählt hat. Er war vor vielen Jahren mit Inge und den beiden Söhnen in zwei Kanus auf der Nahe unterwegs. Ausgerechnet das Kanu von Hans-Martin kippte in einer kleinen Stromschnelle um. Bildhaft erzählte er davon, dass er das Wasser gurgeln hörte und glaubte gegen den Strom zu schwimmen. Sehr verwundert war er, als er seine Frau und die beiden Söhne herzhaft lachen hörte. Als er den Kopf aus dem Wasser hob, stellte er fest, dass die Nahe an dieser Stelle extrem flach und er mit seinem Bauch auf Grund gelaufen war. Er wusste um seine Schwäche für das gute Essen, das Inge ihm immer kochte und bei meinem letzten Anruf sage er mir: "Ich müsste dringend abnehmen, aber du weißt doch, es schmeckt mir immer so gut."
    Seine grundehrliche Art prägte auch seine Einstellungen zur Fotografie. Er war immer ein konsequenter Vertreter der klassischen Naturfotografie. Das bedeutet nicht, dass er andere Entwicklungen grundsätzlich ablehnte. Wenn wir gemeinsam fotografiert hatten, haben wir unser Bildergebnisse bei der nächsten Gelegenheit diskutiert. Oft fand er eine etwas andere Umsetzung eines Motivs interessant und gut, aber er selbst wollte lieber bei seiner Art der Fotografie bleiben. Er wäre nie bereit gewesen gegen seine Überzeugung einem Trend zu folgen, der vielleicht bei Wettbewerben bessere Chancen eröffnet hätte. Er blieb sich treu.

    Ich erinnere mich an eine GDT-Mitgliederversammlung in Bad Essen, wo er beim abendlichen, gemütlichen Beisammensein seine Kritik an einem beim ENJ prämierten Bild unverblümt geäußert hatte. Es folgte eine rege Diskussion, die zeigte, dass offensichtlich auch andere Anwesende dieses Foto als nicht überzeugend einstuften. Aber er hatte den Denkanstoß für den lebhaften Meinungsaustausch geliefert.
    In anderen Bereichen der Naturfotografie war Hans-Martin Vorreiter modernster Entwicklungen. Beispielhaft hierfür stehen die in der GDT zuletzt neu angeregten Überlegungen zur Ethik in der Naturfotografie. Für ihn war dies schon immer eine unverzichtbare Grundlage seiner fotografischen Arbeit. Es war ihm immer selbstverständlich, dass ein gutes Bild nur im sorgsamen Umgang mit der Natur entstehen kann. Phantasievolle Geschichten zur Entstehung eines Bildes, wie man sie teilweise bei im Internet hochgeladenen Bildern lesen kann, waren für ihn undenkbar. Stattdessen hat er bereitwillig seine Kenntnisse zu besonders lohnenswerten Motiven und den dazugehörigen Standorten an Kollegen weitergegeben. Auch ich habe davon immer wieder profitiert.
    Da ich ihn und Inge früher oft im Hunsrück besucht habe, möchte ich einen mich bewegenden Aspekt nicht vergessen. Hans-Martin hat immer wieder von "seiner Inge" gesprochen. Dies war für ihn ein Bekenntnis zu einer liebevollen Verbundenheit mit seiner Frau, die ihn immer wieder getragen hat. Auch dies gehört zu meinen mit Hans-Martin verbundenen Erinnerungen.
    Meine Gedanken gelten Inge, den beiden Söhnen und der ganzen Familie - und natürlich Hans-Martin.

    Bernd Liedtke